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My Factory 5/2022

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My Factory 5/2022

CO 2 E-MANAGEMENT

CO 2 E-MANAGEMENT KLIMANEUTRAL PRODUZIEREN UMWELTTECHNIK 1,5 °C maximale Erderwärmung, 65 Prozent weniger Emissionen gegenüber 1990 – und das bis 2030. Ambitionierte Fristen und Zielvorgaben prägen die deutsche Klimapolitik und rufen insbesondere die Industrie zum Handeln auf. Um dabei aber nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern eine ganzheitliche Klimaneutralität umzusetzen, bedarf es eines systematischen und übergreifenden Ansatzes. Die Umrechnung in CO 2 -Äquivalente (CO 2 e) macht Treibhausgase vergleichbar. Autor: Paul Dietrich, Innovation Manager, NTT Data Business Solutions AG, Bielefeld S10 SUPPLEMENT 01/2022

t Bei der klimaneutralen Ausrichtung von Unternehmen ist vor allem der Ausstoß von Treibhausgasen entscheidend. Diese gilt es, durch das sogenannte Carbon Management zu erfassen und zu minimieren. Dabei ist es wichtig, nicht nur Kohlendioxid (CO 2 ) zu betrachten. Dieses macht – zumindest in Deutschland – zwar den größten Teil der durch die Industrie verursachten Emissionen aus, jedoch nicht den einzigen. Neben Kohlendioxid fallen auch Methan, Lachgas und sogenannte fluorierte Gase (F-Gase) wie perfluorierte Kohlenwasserstoffe, Schwefelhexafluorid und Stickstofftrifluorid in die Kategorie der Treibhausgase. Da diese Stoffe nicht alle im selben Ausmaß zur globalen Erwärmung beitragen und nicht gleich lange in der Atmosphäre bleiben, wird für eine bessere Vergleichbarkeit von CO 2 -Äquivalenten (CO 2 e) gesprochen. Dabei werden alle Treibhausgase mit einer Einheit CO 2 in Beziehung gesetzt: Gerechnet und berichtet wird dann mit CO 2 e – was neben Kohlendioxid auch die anderen Treibhausgase inkludiert. TRANSPARENT TRACKEN UND REPORTEN Welche Emissionen zum Beispiel im Lebenszyklus eines Produkts anfallen, wird im Product Carbon Footprint abgebildet. In der sogenannten Cradle-to-gate-Analyse (von der Wiege bis zum Werkstor) werden dazu alle benötigten Ressourcen, darunter auch CO 2 -Äquivalente, im Produktionsprozess betrachtet. Damit können Unternehmen valide Aussagen darüber treffen, welche Emissionen bis zur Auslieferung angefallen sind. Im produzierenden Unternehmen selbst basiert die Ermittlung des Product Carbon Footprints auf dem Treibhausgastracking der einzelnen Energiebedarfe in den Prozessen der Fertigung. Mittels Emissionsfaktoren werden diese in Treibhausgasmengen überführt – so werden sie als CO 2 -Äquivalente vergleichbar. Doch woher genau kommen diese Daten zum Treibhausgasausstoß? Wie hoch der CO 2 e-Ausstoß ist, wird nicht selten noch immer überschlagen und manuell dokumentiert. Weitaus verlässlicher, präziser und transparenter sind jedoch datengestützte Analysen. Diese beziehen ihre Datenbasis aus verschiedenen Quellen, allen voran Energietrackingsysteme und mobile Messeinrichtungen. Diese tragen insgesamt zu einer möglichst aussagekräftigen und genauen Mengenangabe bei. Diese Bilanzierung gilt es, anschließend nachweisbar offenzulegen und als Basis für entsprechende Maßnahmen zur CO 2 e-Vermeidung zu nutzen. Wird der CO 2 e-Ausstoß der gesamten Produktion analysiert, ist jedoch zentral nicht nur das eigene Unternehmen zu betrachten. Insbesondere produzierende Betriebe sind oftmals in komplexe und manchmal auch unübersichtliche Prozesse eingebunden. Eine ausdifferenzierte Wertschöpfungskette mit vielen Akteuren – darunter Zulieferer, Zwischenhändler, Kontraktoren, Partner, Logistiker oder Rohstofflieferanten – erschwert den Überblick. Um diesen Überblick über die Wertschöpfungskette zu ermöglichen, erweisen sich insbesondere IT-Systemintegratoren als gute Partner. Dienstleister wie NTT Data Business Solutions haben durch ihre Branchen- und Integrationskompetenz Einblick in sämtliche Teilnehmer der Wertschöpfungskette. Die Vorteile: Durch den Einsatz von ERP-Systemen wie SAP kann ein Großteil der Daten gebündelt und der Informationsfluss durch den Einsatz von Schnittstellen optimiert werden. Diese automatisierte CO 2 e-Ermittlung ermöglicht einen ganzheitlichen Blick auf die Emissionen. CO 2 E-EMISSIONEN VERMEIDEN Ist der CO 2 e-Ausstoß über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ermittelt, gilt es, die passenden Stellschrauben zur Optimierung zu finden. Können beispielsweise Produktionslinien emissionsärmer betrieben werden? Welche alternativen Zulieferer kommen infrage? Gleichzeitig sollten Unternehmen CO 2 e- Datengestützte Analysen, die ihre Werte aus unterschiedlichen Quellen beziehen, machen den tatsächlichen CO 2 e-Ausstoß präzise und transparent. Paul Dietrich, Innovation Manager, NTT Data Business Solutions AG freundliche Optionen bereits in der Produktentwicklung stärker berücksichtigen. Im Rahmen eines Projekts mit verschiedenen Partnern in Ostwestfalen-Lippe, darunter Firmen und Universitäten, plant NTT Data Business Solutions die Entwicklung eines produktspezifischen Carbon Footprint Trackingsystems entlang der gesamten horizontalen Wertschöpfungskette. Teil dieses Projekts ist die Einführung und Anwendung eines intelligenten Assistenzsystems, das auf Basis von Energie- und Stoffstromdaten sowie mit Unterstützung von Machine-Learning-Verfahren Emissionen ihren Verursachern zuordnet. Daraus werden außerdem Effizienzpotenziale abgeleitet und bewertet. NTT Data Business Solutions übernimmt dabei die softwareseitige Implementierung des Carbon Footprint Trackingsystems sowie des digitalen Assistenzsystems als IT-Komplettanbieter von digitalen Transformationslösungen. Emissionen, die nicht vermieden werden können, werden in der Regel kompensiert. Hier bieten sich beispielsweise Zertifikate an, die die klimawirksamen Emissionen an anderer Stelle wieder einsparen. Nicht nur die Umwelt, Gesellschaft und Politik haben ein berechtigtes Anliegen an Klimaneutralität und Nachhaltigkeitsbemühen der Wirtschaft. Auch ökonomisch betrachtet zahlen sich diese für Unternehmen aus. Ein holistisches Carbon Management mit kritischem Blick auf die einzelnen Prozesse entlang der Wertschöpfungskette eröffnet in vielen Fällen neue Innovationspotenziale mit nachhaltigen Effekten, zum Beispiel einer ressourcen-effizienteren Produktion. Als Entscheidungsfaktor von Kunden spielt nun neben den gewohnten Parametern von Qualität, Preis und Funktion die Klimabilanz eine entscheidende Rolle. Fotos: NTT Data Business Solutions, Miha Creative – stock.adobe.com www.nttdata-solutions.com SUPPLEMENT 01/2022 S11

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