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My Factory 5/2022

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My Factory 5/2022

WARTUNG UND

WARTUNG UND INSTANDHALTUNG 01 ENERGIEKETTEN FÜR WIDRIGSTE BEDINGUNGEN KUNSTSTOFF FÜR’S STAHLWERK Durch den Austausch von zwei Stahl-Energieketten gegen Heavy-duty- Rollenketten aus Kunststoff spart das Coil-Logistikzentrum von Stute Stahlservice in Bremen Wartungsaufwand und -kosten. Kam es vorher mehrfach im Jahr zu einem Reparaturbedarf, laufen die neuen Ketten jetzt ausfallfrei und ohne erkennbaren Verschleiß – unter widrigsten Bedingungen. 38 MY FACTORY 2022/05 www.myfactory-magazin.de

WARTUNG UND INSTANDHALTUNG 01 Blick auf die Probenentnahmestation: An den beiden Transportwagen, die vollautomatisiert Coils innerhalb der Anlage bewegen, machten die Stahl-Energieketten immer wieder Probleme In der Stahlindustrie ist alles etwas größer und robuster – zum Beispiel ein Probenentnahme-Verpackungssystem im Walzwerk von ArcelorMittal in Bremen. Was in der Prozessindustrie eine Kombination aus Entnahmeventil und kleinem Behälter sein kann, ist hier ein Beispiel für hoch automatisierten Schwermaschinenbau. Nachdem die Außenwindung des Coils maschinell aufgebogen wurde, schneidet eine massive „Probenschere“ eine Probentafel aus dem Coil, das aus hochfestem oder ultrahochfestem Stahl mit einer Banddicke bis 25,5 Millimeter besteht. Diese Tafel wird dann im Labor analysiert. LOGISTIK FÜR WARMWALZBAND ALS DIENSTLEISTUNGSPAKET Die Station ist Teil der Bearbeitungs- und Verpackungslinie, die der Logistikdienstleister Stute Stahlservice GmbH in Bremen im Hüttenwerk von ArcelorMittal betreibt. Seit 2010 organisiert Stute die gesamte Prozesskette des Stahlcoil-Handlings: von Bearbeitungsverfahren wie dem „Frisieren“ (Endenbearbeitung) und Stauchen über die Probenentnahme bis zum Verpacken, Einlagern und Bereitstellen für den Versand. Damit kann sich ArcelorMittal auf seine Kernkompetenz – die Produktion von kalt- und warmgewalzten Stählen für anspruchsvolle Anwender – konzentrieren, während Stute sein umfassendes Logistik-Know-how einbringt. Rund 400 Mitarbeiter sorgen im 24/7-Betrieb dafür, dass pro Monat rund 18 000 Coils bearbeitet und versandt werden. Sie wiegen zwischen 3,5 und 45 Tonnen, sind bis zu 2,15 Meter breit und abgewickelt bis zu 1 200 Meter lang. An anderen Stahlstandorten von ArcelorMittal in Neuwied und Edenkoben erbringt das Unternehmen ähnliche Logistikdienstleistungen. 2015 hat Stute am Ende der Warmwalzlinie in eine voll automatische Probenentnahmestation mit angeschlossener Verpackung investiert. Mike Weber, operativer Leiter Primary Automatic, d.h. der automatischen Verpackung im Warmwalzwerk: „Beim Betrieb der neuen Anlage entstanden immer wieder Ausfälle durch die Stahl-Energiekette an den beiden Transportwagen, die voll automatisiert Coils innerhalb der Probenentnahmestation bewegen.“ „SUBOPTIMALE“ KONSTRUKTION DER VORHANDENEN STAHL-ENERGIEKETTE Die Transportwagen und die dazugehörende Fördereinrichtung sind von beeindruckender Größe, weil sie die schweren Coils transportieren und handhaben. Die Energiekette mit einem Verfahrweg von 24 Metern wird benötigt, um die Hub- und Handlingeinheit nicht nur mit elektrischer Energie und Signalen (konventionell und per Bus), sondern auch mit Hydrauliköl und Fett zu versorgen. Die Kette aus Stahl wurde in einer Rinne auf dem Boden geführt. Die Folge: Der in der Stahlerzeugung unvermeidliche Schmutz fällt in die Rinne und arbeitet sich beim Abrollen der Kette regelrecht in die Kette hinein – bis sie steif ist und eben nicht mehr abrollt. Das war aber nur eines von zwei Problemen. Weil ein Metall- Metall-Kontakt beim Abrollen unerwünscht ist, hatte der Hersteller Kunststoffgleitschuhe montiert, die sich als verschleißintensiv erwiesen und regelmäßig ausgetauscht werden mussten. Mike Weber: „Zweimal im Jahr mussten wir die Kette komplett demontieren, weil die Gleitelemente förmlich ,wegradiert‘ waren. Oder sie brachen ab, fielen in den Schacht und wurden ebenfalls überrollt.“ Den Aufwand für diese Arbeiten haben die Verantwortlichen in Zahlen gefasst: „Wir mussten jeden Tag 25 Minuten Reinigungszeit einplanen, um die Schäden zu minimieren. Und der Wechsel der Gleitschuhe beanspruchte exakt 2 450 Minuten – das sind knapp 41 Stunden – pro Jahr.“ Darüber hinaus kam es zu Folgeschäden: Zum Beispiel scherte die versteifte Kette einen Sensor ab, der den Ausfahrzustand einer Hubvorrichtung am Transportwagen erfasst. WUNSCH NACH OPTIMIERUNG Als Konsequenz aus dieser Situation schauten sich die Verantwortlichen nach einer Alternativlösung um, zunächst erfolglos in anderen Abteilungen – und dann im Internet. So kam der Kontakt zu igus zustande, und es zeichnete sich schnell eine Lösung ab. Aufgrund des besonderen Einsatzszenarios empfahlen die igus- Experten die Installation einer Heavy-duty-Rollenkette. „Das Besondere an einer Rollenkette ist, dass die Kettenglieder aufeinander abrollen und nicht gleiten, sodass der Abrieb wesentlich minimiert wird“, erklärt Dieter Reitz, Vertriebsleiter e-kette Deutschland. Bei der Heavy-duty-Ausführung sind alle beweglichen Kunststoffkomponenten zusätzlich verstärkt. Die Kette verfährt in einer dazugehörigen offenen Rinne aus Stahl. Um die Lösung zu komplettieren, kommen zehn Motor- und Signalleitungen in der Kette aus dem chainflex-Programm von igus zum Einsatz. Die Leitungen sind speziell für Anwendungen in Energieketten entwickelt und im hauseigenen Labor getestet. ABROLLEN STATT GLEITEN Das Besondere an einer Rollenkette ist, dass die Kettenglieder aufeinander abrollen und nicht gleiten, sodass der Abrieb wesentlich minimiert wird. Bei der Heavy-duty-Ausführung sind alle beweglichen Kunststoffkomponenten zusätzlich verstärkt. Dieter Reitz, Vertriebsleiter e-kette Deutschland, igus GmbH www.myfactory-magazin.de MY FACTORY 2022/05 39

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