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MY FACTORY 11-12/2021

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MY FACTORY 11-12/2021

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MY STORY Konnten Sie alle Herausforderungen aus eigener Kraft meistern? Welche Herausforderungen stellt die Digitalisierung bereits bestehender Produktionsbereiche? Welche Rolle spielt für Sie der Mensch in einer digitalisierten Produktion? Was bedeutet die zunehmende Digitalisierung für den Produktionsverantwortlichen? Wie verändert sich sein Berufsbild? Welche Fähigkeiten bzw. Zusatzqualifikationen sind gefragt? Was würden Sie Produktionsverantwortlichen raten, die sich auf den Weg der Digitalisierung machen? Worauf sollten sie Ihrer Erfahrung nach besonders achten? Welche konkreten Vorteile hat die Digitalisierung in Ihrer Produktion bisher erschlossen? Eine digitale Transformation gelingt nur gemeinsam mit starken Partnern. Die eigenen Kapazitäten und Kompetenzen sind nicht ausreichend, eine solch technisch und organisatorisch komplexe Transformation erfolgreich umzusetzen. Daher arbeiten wir sehr stark mit Partnern und in Netzwerken zusammen. Im sogenannten „Brownfield“ stehen neueste Anlagen auch mal neben mehr als 25 Jahre alten Anlagen. Dort durchgehend Daten zu erheben, ist technisch komplex. Eine weitere Herausforderung stellt sich zum Beispiel bei der Integration von autonomen Transportsystemen, denn in älteren Infrastrukturen finden sie oft schmale Gänge, verwinkelte Fahrwege, etc. Das bedeutet zusätzlichen Aufwand. Der Mensch ist nach wie vor ein zentraler und sogar immer wichtiger werdender Teil des Wertschöpfungssystems. Allerdings muss er die technisch komplexer werdenden Systeme beherrschen, bedienen und optimieren können. Der Anteil an wiederkehrenden Standardtätigkeiten wird durch Automatisierung und Autonomisierung deutlich geringer. Dadurch steigt das Anforderungsprofil bei den Mitarbeitenden, sich stetig auch in einem durch neue Technologien geprägten Umfeld kontinuierlich weiter zu qualifizieren. Heute treffen Produktionsverantwortliche wesentliche Entscheidungen auf Basis von Daten des Vortags, der Vorwoche – also aus der Vergangenheit – und mit Hilfe ihres Erfahrungswissens. Mit der Digitalisierung werden Entscheidungen auf Basis von Echtzeitdaten und sogar darauf aufbauenden Simulationen von Zukunftsszenarien möglich. So verlassen Produktionsverantwortliche ihre bisherige Rolle der „Feuerwehr“, die ad hoc Probleme lösen muss und werden zu „Dirigenten“ der Wertschöpfung. Generell werden dabei nahezu alle Berufsbilder mit dem zunehmenden Einsatz von IT- und Software- Technologien konfrontiert. Die Qualifikation, diese zu verstehen und zu nutzen, wird eine Grundvoraussetzung in der Produktion werden. Mit kleinen Projekten auf dem Shopfloor anfangen, wäre mein erster Rat. Die Idee, künstliche Intelligenz löst mir auf Anhieb mein komplexestes Problem, kann leicht unüberschaubar und folglich unbeherrschbar werden. Weiterhin ist es wichtig, zu verstehen, dass konsistente und qualitativ hochwertige Daten eine essenzielle Basis für eine erfolgreiche digitale Transformation sind. Mein zweiter Rat wäre daher, sich sehr früh mit dem Thema Datenerfassung, Datenintegration und Datentechnologie zu beschäftigen und in diesem Feld Kompetenz aufzubauen. Das wird offensichtlich, wenn wir auf die „harten Fakten“, also die operativen KPI, schauen: In bestimmten Technologien konnten wir durch Digitalisierungsprojekte die Verfügbarkeit und den Output von Anlagen um mehr als zehn Prozent steigern. Auch die Qualitätskosten und Ausschussraten haben wir an einigen Stellen mit zehn bis teilweise sogar 30 Prozent weniger Nacharbeitskosten deutlich beeinflussen können. Und natürlich bieten flexible Automatisierungskonzepte mit Cobots und AGV ebenfalls Potenzial für eine gesteigerte Produktivität. Hier erzielen wir im Durschnitt einen ROI in weniger als zwei Jahren. 14 MY FACTORY 2021/07-08 2021/11-12 www.myfactory-magazin.de

MY STORY Wo stehen Sie heute, und wie geht die Reise weiter? Sie leben die Digitalisierung ja nicht nur selbst, in Ihrer eigenen Produktion, sondern unterstützen Firmen auch dabei, diesen Schritt zu gehen. Wie sieht das aus? Wir haben in den letzten vier Jahren deutliche Fortschritte bei der Implementierung digitaler Lösungen in unserer Produktion gemacht. Viele Grundlagenprojekte sind abgeschlossen und wir beginnen, Lösungen nun global in unserem Produktionsverbund zu skalieren. In den nächsten zwei bis drei Jahren werden wir uns stark auf die Digitalisierung unserer Supply Chain fokussieren. Dort sehen wir massives Potenzial und wollen nicht nur unseren Werkeverbund vernetzen, sondern auch unsere Lieferanten und Kunden einbeziehen. Ziel ist eine ganzheitliche Optimierung entlang der Wertschöpfungskette. Ein sehr gutes Beispiel dafür, wie auch andere Unternehmen von unseren Erfahrungen mit Digitalisierung in der Produktion profitieren können, sind die Produkte unserer Tochtergesellschaft Schaeffler Digital Solutions. Die dort entwickelten, webbasierten Software-Lösungen können durch ihre hohe Kompatibilität mit vorhandenen Systemen, Sensoren und Steuerungen Daten aus nahezu jeder Maschine und Produktionsanlage erfassen. Verarbeitet zu Informationen können sie die Produktivität der Produktion sowie die Qualität der Produkte erhöhen. Die Software-Lösungen von Schaeffler Digital Solutions werden kontinuierlich auf Basis der Erkenntnisse in der eigenen Produktion weiterentwickelt und sind mittlerweile auf allen Kontinenten an mehr als 10 000 Maschinen weltweit auch bei externen Kunden im Einsatz. Bilder: Schaeffler DAS INTERVIEW FÜHRTE DIPL.-ING. (FH) NICOLE STEINICKE, CHEFREDAKTEURIN MY FACTORY. www.schaeffler.de NETZWERKEN ALS DIGITALISIERUNGSTREIBER Um die digitale Transformation erfolgreich voranzutreiben, setzt Schaeffler auf die Zusammenarbeit mit Partnern und in Netzwerken. Aktuell ist das Unternehmen dem Forschungscampus ARENA 2036 beigetreten. An dieser Innovationsplattform beteiligen sich über 40 Partner, bestehend aus Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstitutionen sowie einem breiten Spektrum an Unternehmen. Eine flexible Fabrikhalle am Campus der Universität Stuttgart dient als offener Co-Working-Space. Das Ziel: Die Produktion der Zukunft in unterschiedlichen Projekten zu entwickeln und zu pilotieren. Forschungsbereiche der ARENA 2036 sind unter anderem adaptive Produktionsverfahren sowie die Digitalisierung der Produktion – beispielsweise mittels digitaler Zwillinge, 5G, künstlicher Intelligenz sowie Big Data. „Die ARENA 2036 ist die perfekte Ergänzung zu den Projekten und Initiativen, die wir in den eigenen Fabriken vorantreiben. Gerade im Bereich der Digitalisierung in der Produktion sehen wir viele Möglichkeiten, die Effizienz und Agilität in den Werken weiter zu steigern und unsere Fertigungsexzellenz auf ein neues Niveau zu heben“, so Digitalisierungsexperte Roberto Henkel. www.myfactory-magazin.de MY FACTORY 2021/11-12 2021/07-08 15

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