INTRALOGISTIKIMPLEMENTIERUNG IM LAUFENDEN BETRIEBMOBILE ROBOTIK BRINGTSCHWUNG INS LAGERBeim C-Teile-Spezialisten Joseph Dresselhaus wurde bis vor kurzem nachdem Prinzip „Mann-zu-Ware“ kommissioniert. Doch die wachsende Zahlder Bestellungen ließ sich auf diese Weise nicht länger bewältigen. Abhilfeschafften mobile Roboter des Herstellers Safelog, die den komplettenPaletten- und Behältertransport am Standort Herford übernommen haben.Die Dresselhaus GmbH & Co. KG gilt als einer der führendenIndustrie- und Handelspartner in Europa für Verbindungs-und Befestigungstechnik mit SchwerpunktC-Teile. Zum Portfolio gehören auch kundenspezifischeZeichnungsteile, die von Partnerfirmen gefertigt werden. Dresselhaussetzt auf Flexibilität, Verlässlichkeit und Kundennähe.In seinem Lager am Standort Herford hatte Dresselhaus Nachholbedarf.Die Kommissionierung funktionierte bislang ausschließlichnach dem Prinzip „Mann-zu-Ware“. Die Mitarbeiterliefen im Zickzack durch die Regalgassen, legten die bestelltenArtikel auf einen Handwagen und brachten sie nach der Auftragskonsolidierungund dem Verpacken zum Warenausgang. „Fürkünftige Anforderungen waren wir nicht ausreichend automatisiert“,sagt Udo Grumbach, Bereichsleiter strategische Logistik &Logistik Herford. Während einige Mitbewerber bereits Ende derneunziger Jahre in Hochregallager investierten und die Behälterkommissionierungautomatisierten, setzte Dresselhaus mitzusätzlichen Niederlassungen auf Flächenwachstum. Doch amEnde war die Menge an Bestellungen mit dem bestehendenPersonal kaum noch zu bewältigen.ARTIKELANALYSE FÜR NEUES LAGERDESIGNEine Investition in ein komplett neues Lager kam für die Herfordernicht in Frage. Also musste das bestehende Lager mit dengegebenen baulichen Grenzen auf ein höheres technisches Levelgehoben werden. Die Logistikexperten von Dresselhaus setztensich zusammen und entwickelten ein neues Lagerdesign. Grundlagedafür war eine genaue Artikelanalyse. Wieviel Artikelgruppengibt es? Welche Waren sind Schnell-, welche sind Langsamdreher?Muss jedes Produkt an jedem Standort verfügbar sein?Dabei ging es nicht nur um eine neue Lösung, sie musste auch inden bestehenden Baukörper hineinpassen.Nach dieser Voranalyse hat sich Dresselhaus einen sportlichenZeitplan für die Umsetzung auferlegt. Für eine umfangreicheRecherche nach möglichen Automatisierungspartnern inklusiveAusschreibung fehlte deswegen die Zeit. Allerdings fiel in dieserAnfangsphase immer wieder der Name Safelog. Das Unternehmenwar eine feste Größe in den Netzwerken der Projektbeteiligten.Die Herforder beschäftigten sich näher mit Safelog undstatteten schließlich den Spezialisten für mobile Robotik in Markt0132 MY FACTORY 2025/07 www.myfactory-magazin.de
INTRALOGISTIK01 Dresselhaus setzt auf 55 mobile Roboter von Safelog0202 Im neuen Shuttlelager entnehmen zwei Roboterarmedie Behälter aus dem Gestell des X103 Behälterübergabe aus dem Shuttlelager andie Safelog S3-Geräte mit SonderaufbauSchwaben einen Besuch ab. „Die Chemie passte auf Anhieb“, erinnertsich Grumbach. „Wir haben uns danach nicht mehr mitanderen Herstellern beschäftigt.“55 MOBILE ROBOTER ÜBERNEHMENDEN TRANSPORTDie Basis des neuen Lagers von Dresselhaus ist der automatischeTransport von Paletten und Behälter durch mobile Roboter vonSafelog. Abgesehen von den Schmalgangstaplern im Hochregallagerverkehren heute am Standort Herford Stapler oder Hubameisennur noch an der Rampe beim Be- und Entladen der Lkw.Im Einsatz sind derzeit 35 Modelle des Typs Safelog X1 spin fürden Palettentransport und 20 Geräte des Typs Safelog S3 core miteinem prozessspezifischen Aufbau zum Befördern von Behältern.Das X1-Modell wurde für schwierige Platzverhältnisse konzipiertund kann Lasten von 1200 kg bis zu einer Hubhöhe von 80 mmstemmen. Die S3-Variante kann sich mit seinen kompakten Abmaßenauf der Stelle drehen und braucht dafür einen Durchmesservon weniger als 90 cm. Die maximale Traglast liegt bei 150 kg.Die mobilen Roboter nehmen die Paletten an Übergabestationenim Wareneingang auf und fahren sie zum Hochregallager, wosie von den Schmalgangstaplern übernommen und eingelagertwerden. Ebenso versorgen die X1-Geräte ein neues dreistöckigesBlocklager für Paletten. Über zwei Vertikalheber gelangt die Warein die oberen Stockwerke. Für den automatischen Transport derBehälter hat Safelog mit Dresselhaus und der NeoLog GmbH einspezielles Regalgestell für 16 Boxen entwickelt, das die X1-Roboteraufnehmen und zum neuen Shuttlelager bringen. Hier werdendie Behälter von zwei Roboterarmen aus dem Gestell entnommenund an die Safelog-Geräte mit Sonderaufbau übergeben.Diese übernehmen den Transport der Behälter ins Shuttlelager.Und schließlich befinden sich im Erdgeschoss des Blocklagerssechs moderne Kommissionierinseln mit Pick-by-Light-Systemen,die ebenfalls von den mobilen Robotern mit Paletten undBehältern versorgt werden. Die Ware kommt also jetzt zur Personund nicht umgekehrt wie in den letzten dreißig Jahren.AGENTENBASIERTER ANSATZ SORGTFÜR ZUVERLÄSSIGKEIT03Die mobilen Roboter von Safelog brauchen keinen Leitstand.Stattdessen verfolgt der Hersteller einen agentenbasiertenAnsatz. Jedes Gerät verfügt daher über eine Recheneinheit, aufder der entsprechende Softwarebaustein ausgeführt wird. Sokönnen die Roboter beziehungsweise Agenten im Schwarm untereinanderdie Informationen austauschen, die sie zum Erfüllender anstehenden Aufgaben brauchen. Das System arbeitet zuverlässig,denn wenn ein Roboter ausfällt, übernehmen die übrigenGeräte die Aufgaben. Wenn hingegen ein zentraler Leitstand versagt,steht die gesamte Flotte. „Bei einer agentenbasierten Steuerungkann im schlimmsten Fall sogar jede Einheit alleine weitermachen“,versichert Moritz Schmidt, Head of Sales bei Safelog.Die Teilautomatisierung des Lagers in Herford fand im laufendenBetrieb statt. Dazu gehörte nicht nur die Inbetriebnahme der55 mobilen Roboter, sondern die komplette mechanische, elektrischeund gebäudetechnische Umsetzung. „Es war eine Operationam offenen Herzen, denn wir mussten unsere Kunden natürlichweiter beliefern“, umschreibt Grumbach das Projekt bildlich.„Überall fuhren die Roboter und unsere Staplerfahrer kurvtendrum herum, es war auch hinsichtlich der Arbeitssicherheit eineHerausforderung.“ Aber es funktionierte.Schließlich gingen alle Gewerke in den Produktivbetrieb unddie Stapler verschwanden sukzessive aus dem Herforder Lager.„Trotzdem befinden wir uns noch in einer Hochlaufphase, sozusagenin einer mit Ausbaustufen versehenen Gesamtlösung, dienoch nicht zu hundert Prozent abgeschlossen ist“, beschreibtGrumbach die aktuelle Lage. „Den Warenausgang können wirerst nach der Umstellung auf SAP in Betrieb nehmen“. Deswegensei es noch zu früh, eine Leistungssteigerung in Prozent dank desneuen Systems zu nennen.FÜR WEITERES WACHSTUM GERÜSTETAllerdings sei schon heute festzustellen, dass die gleiche Auftragslastdeutlich schneller zu schaffen ist als vor der Teilautomatisierung.„Dazu muss allerdings die Gesamtanlage inklusive Roboter,Schnittstellen, Vertikalheber und Shuttlelager reibungslos funktionieren“,räumt Grumbach ein. Aber wenn alles mal richtig läuft,ließen sich pro Tag drei bis vier Stunden einsparen. Mit den55 mobilen Robotern kommt Dresselhaus aus. Grumbach: „Wennwir wachsen, nehmen wir einfach ein paar Geräte dazu.“Bilder: Safelogwww.safelog.deAUTORUwe Schoppen, freier Journalistwww.myfactory-magazin.de MY FACTORY 2025/07 33
Laden...
Laden...