BETRIEBSTECHNIK01 Sowohl imLogistik-Zentrum alsauch im Produktions -bereich bei Deutz in Kölnsorgt jeweils eineautonome ReinigungsmaschinefürSauberkeitAUTONOME BODENREINIGUNGSROBOTER BEI DER DEUTZ AG IN KÖLNNACHTS ALLEIN AUF WEITER FLURProfessionelle Reinigungsroboter sind auf demVormarsch. Was sie leisten und wie leicht siesich programmieren lassen, zeigt ein Blickhinter die Kulissen bei der Deutz AG, einemder weltweit führenden Hersteller von Motorenfür Off-Highway-Einsätze. In der Produktionam Firmensitz in Köln-Porz und im Logistik-Zentrum in Köln-Kalk sind Nacht für Nachtzwei fahrerlose Scheuersaugmaschinen vonKärcher im Einsatz.Mit der Kira B 50 haben wir unser fundiertes Reinigungs-Know-howmit neuester Technologie ausRobotik und Sensorik in einem kompakten und intuitivbedienbaren Gerät vereint“, erklärt VincentVogt, als Teamleiter ‚Robotics‘ im Vertrieb Deutschland für dieProfimaschinen von Kärcher zuständig und – gemeinsam mitFred Destek als lokalem Vertriebskollegen – seit Beginn einaktiver Unterstützer der Deutz-Projekte. „Kira steht für ‚KärcherIntelligent Robotics Applications‘. Die für die autonome Unterhaltsreinigungausgelegte Scheuersaugmaschine, die in einemArbeitsgang vorkehren, schrubben und trocknen kann, ist dasFlaggschiff unserer Roboter-Serie.“ Autonom sind die Bodenreinigungsroboter,weil sie durch automatische Boxenstopps anden optional angebotenen Dockingstationen ohne menschlicheHilfe ihre Ressourcen auffrischen und mit gespültem Schmutzundaufgefülltem Frischwassertank und nachgeladenem Akkuwieder auf Tour gehen können.START IM LOGISTIKZENTRUMIm gut 20 000 m² großen Zentralen Ersatzteillager in Köln-Kalkwerden im Schnitt täglich 5 000 Bestellaufträge bearbeitet und40 Tonnen Ware an Deutz-Händler, -Servicepartner und -Kundenin aller Welt verschickt. Anfang 2023 hatte man entschieden, dieReinigungsqualität nachhaltig zu verbessern und die Staubbelastungdurch den Umstieg von reinen Kehr- auf leistungsstarkeScheuersaugmaschinen deutlich zu verringern. „Bei der Nassreinigung,die Staub wesentlich besser bindet, ging es uns nichtnur um bessere Arbeitsplätze für unsere 200 Mitarbeiter, sondernauch um ein sauberes Umfeld für unsere Ersatzteile“, so Heid.„Im Visier hatten wir auch die wachsende Anzahl an fahrerlosenTransportfahrzeugen (FTF), die bei uns unterwegs sind undderen Sensorik eine saubere Umgebung bevorzugt.”Zog man für die Nassreinigung in Kalk anfänglich noch Aufsitz-Scheuersaugmaschinen ins Kalkül, fiel die Entscheidung fürsautomatisierte Reinigen per Roboter relativ schnell. „Nach einigenTestreihen mit beiden Systemen haben wir eine kurze Wirtschaftlichkeitsbetrachtunggemacht: Wie viele Stunden müssteein Mitarbeiter täglich im Einsatz sein, um die bei uns vorhandenenFlächen mit einer Aufsitzmaschine zu reinigen?“, berichtetProjekt-Ingenieur Christoph Heid, der sich verantwortlich umdas Facility Management im Logistik-Zentrum in Köln-Kalk kümmert.„Dabei lagen die Kosten für die manuelle Reinigung unterdem Strich doppelt so hoch wie beim autonomen Reinigen.”HERAUSFORDERND: DYNAMISCHES LOGISTIK-UMFELD UND GROBSCHMUTZIn einer mehrwöchigen Pilotphase wurden die letzten Weichenfür die offizielle Inbetriebnahme der Kira B 50 gestellt. Dabeiwurden sämtliche Funktionen des wendigen Bodenreinigungsroboters,der mit einer Arbeitsbreite von 55 cm aufwartet, aufHerz und Nieren getestet. „Besonders beeindruckte der leistungsstarkeBordcomputer und das Multi-Sensor-System mitLaserscannern, 3D- und Ultraschalltechnik zur 3600-Umgebungserfassung“,berichtet Kärcher-Verkaufsberater Fred Destek.Bewähren musste sich die Kira in einem typischen dynamischenLogistik-Umfeld, das den Reinigungsroboter fordert und indem von ihm sensibel navigiert werden muss. „Hinzu kommenFaktoren wie die hohe Grobschmutzbelastung, etwa durch Abrisseund Späne von Holz-Paletten, Papp- und Kartonreste sowie28 MY FACTORY 2025/06 www.myfactory-magazin.de
BETRIEBSTECHNIK02 Projekt-Ingenieur Christoph Heid beim Anlernen einer Reinigungsrouteim Logistik-Zentrum der Deutz AG; die kartierte Strecke wirdanschließend über das große Touchdisplay in der Steuerung hinterlegtund gespeichert03 An der Docking-Station frischt der Reinigungsroboter ohnemenschliche Hilfe seine Ressourcen auf; mit geladenem Akku,entleertem Schmutz- und aufgefülltem Frischwassertank geht’sanschließend wieder auf TourPapierstaub und den Reifenabrieb unserer Stapler. Nicht zuvergessen, der alte unebene Betonboden, der sich an den Dehnungsfugennur schwer reinigen lässt“, so Deutz-Mann Heid.Diese Herausforderungen – vom randnahen Reinigen undWenden im langen Schmalganglager bis zum autonomen Freifahrenbei komplett blockiertem Fahrweg und der Fortsetzungder Reinigungsroute nach einer in Eigenregie errechneten Umleitung– schulterte Kira im Pilottest allesamt mit Bravour – miteiner nicht unerwarteten Ausnahme: Die vor den gegenläufigrotierenden Walzenbürsten im Schrubbkopf eingebaute Vorkehrladeerwies sich als zu klein für die komplette Grobschmutzbeseitigung,gerade in den Bereichen mit den Dehnungsfugen.Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde Kira eine kompakte, batteriegetriebeneAufsitzkehrmaschine zur Seite gestellt. „Gefahrenwird die wendige KM 100/120 von Kärcher immer tagsüber voneinem Mitarbeiter des Lager-Bereichs, der in der folgendenNacht vom Roboter autonom nassgereinigt wird“, so Heid.EINFACHES TEACH-IN VONREINIGUNGSROUTEN„Überrascht waren wir beim Pilottest, wie schnell und einfach dasProgrammieren von neuen Routen ging“, erinnert sich Heid. „DieKartierung erfolgt über superleichtes Teach-In: Nach Antippender Funktion ‚Neue Route‘ auf dem Touchdisplay wird die Maschineeinfach an genau den Hallenkonturen vorbeigeschoben,die zu reinigen sind. Man legt Parameter wie Wassermenge oderBürstendrehzahl fest und speichert das Ganze in der Steuerungab.“ Exakt dieses Procedere wurde vor der Inbetriebnahme derKira im Logistik-Zentrum 18-mal durchlaufen, um jeden Quadratmeterder autonom zu reinigenden Fläche in präzise kartiertenReinigungsrouten zu erfassen. Insgesamt kamen 5 000 m² zusammen,die alle Fahrwege und Verkehrsflächen im verschachteltenLager sowie die Laufwege für die Mitarbeiter abdecken.Die von Projektleiter Heid und seinen zwei Kollegen – alle sindin der Passwort- bzw. PIN-geschützten Benutzerverwaltung derKira-Steuerung als Administratoren gelistet – angelernten Routensind in einem auf der Maschine hinterlegten Kalender gelistet,der seit Juni 2023 den Takt für die nächtlichen Routineeinsätzedes autonomen Roboters vorgibt. „Auch wenn Kira nach denstrengen IEC-Sicherheitsnormen für den Einsatz mit Publikumsverkehrzertifiziert ist und unseren Staplern bei laufendemBetrieb sicher ausweicht, haben wir die Arbeitszeit des Kärcher-Roboters aus Gründen der Effektivität bewusst in die Nachtgelegt, wenn in unserem 2-Schichtbetrieb Ruhe einkehrt.“KONNEKTIVITÄT UND GESCHWINDIGKEITPASSENBedingt durch die Platzverhältnisse im verwinkelten Logistikzentrum,die viel randnahes Reinigen bei reduzierter Geschwindigkeiterfordern, und die relativ hohe Zahl zeitintensiver Ausweichmanöverist die Kira in Kalk mit einer eher moderaten Geschwindigkeitvon 0,8 m/s unterwegs. „Das Arbeitspensum ist so ausgelegt,dass wir mit ihr jeden Quadratmeter in unserer Logistikhalle0203einmal pro Woche komplett per Nassreinigung auf Vordermannbringen,“ so Heid.Wichtig ist auch das Thema ‚Konnektivität‘. „Über das vonKärcher unterhaltene Kira-Portal kann ich als registrierter Userjederzeit per Laptop oder Smartphone auf unsere Maschine zugreifen“,so Heid. „Das Portal liefert detaillierte Reinigungsberichte,die auch die Wirtschaftlichkeit dokumentieren. Überdas Portal kann ich auch den Status hinsichtlich Batterie, Softwareoder eventueller Störungen abfragen – und den Robotersogar komplett ferngesteuert bedienen, etwa wenn wegen kurzfristigerReparaturen in einem Hallenteil die Reinigungsroutespontan angepasst werden muss.“„Wir sind rundum zufrieden mit unserer Kira“, lautet das Fazitvon Heid, der mit einem Augenzwinkern an den Robotics-ExpertenVogt ergänzt: „Super wäre natürlich, wenn Kärcher möglichstbald auch mit einer fahrerlosen Kehrmaschine aufwarten würde,sodass wir gemeinsam den nächsten Schritt in Richtung autonomesReinigen machen.“MARATHON-EINSATZ IN DER PRODUKTIONZufriedenheit strahlt auch Projekt-Ingenieur Florian Heider aus.Er hat dafür gesorgt hat, dass eine Kira seit Oktober 2023 auch inden Produktionshallen 40 und 41 am Firmensitz in Köln-Porz, wogut 750 Mitarbeiter im 2-Schichtbetrieb beschäftigt sind, ihreRunden zieht. „Inspiriert von dem Top-Zeugnis, das unsereLogistik-Kollegen der Kira ausgestellt haben, sind wir auch inPorz bei der Unterhaltsreinigung der riesigen Verkehrsflächenund Fahr- bzw. Laufwege in unserer modernen Fertigung auf denautonom arbeitenden Kärcher-Roboter umgeschwenkt – undhaben damit einen Volltreffer gelandet“, so Heider, der für dieProzesstechnik rund um die Montagelinien zuständig ist.www.myfactory-magazin.de MY FACTORY 2025/06 29
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