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Der Betriebsleiter 7-8/2020

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Der Betriebsleiter 7-8/2020

FERTIGUNGSTECHNIK

FERTIGUNGSTECHNIK Additive Fertigung – aber sicher Zertifizierungsprogramm für Metallpulver für Sicherheitsbauteile Additive Fertigungsverfahren kom- men zunehmend auch für sicherheitsrelevante, drucktragende Me- tallteile zum Einsatz. Betriebsleiter tragen mitunter die Verantwortung, wenn die hohen regulatorischen Anforderungen nicht erfüllt werden. TÜV SÜD und Rosswag Engineering zeigen, wie Qualitätsmängeln „der Prozess gemacht wird“. Die additive Fertigung mit Metall mittels selektiven Laserschmelzen (SLM) ermöglicht eine hohe Geometriefreiheit bei guten Materialeigenschaften, weshalb auch hoch beanspruchte Komponenten mit Sicherheitsrelevanz in das Anwendungsspektrum fallen. Dazu gehören bspw. Druckgeräte wie Armaturen. Für eine Zulassung müssen die Zuverlässigkeit und eine definierte, gleichbleibende Qualität gewährleistet sein. Unternehmen mangelt es mitunter an Betriebserfahrung oder Kenntnissen über den Zusammenhang zwischen Ausgangswerkstoff (dem Metallpulver), den Prozessparametern und resultierender Produktqualität. Nur wenige Prozesse sind schon standardisiert. Und selbst bei typgleichen und gleich kalibrierten Maschinen lassen sich teils Qualitätsabweichungen feststellen. Trotzdem müssen die fertigen Bauteile die bei der Auslegung vorgesehenen mechanisch-technologischen Eigenschaften aufweisen. Autoren: Gunther Kuhn, Leiter Produktmanagement, TÜV SÜD Industrie Service, München, Gregor Graf, Leiter Engineering, Rosswag, Pfinztal Maßgeschneiderte Zertifizierung TÜV SÜD Industrie Service bietet ein neues Zertifizierungsprogramm für Bauteile mit Sicherheitsbezug, das auf dem AD 2000-Regelwerk für Druckgeräte und der europäischen Druckgeräterichtlinie DGRL basiert. Es dokumentiert das Qualitätsbewusstsein von Unternehmen und gibt zugleich Betriebsleitern additiver Fertigungsstätten Sicherheit bei der Auswahl ihrer Lieferanten. Beim SLM ist die Evaluierung des angelieferten Metallpulvers grundlegend. Die zu beachtenden Parameter sind z. B. die chemische Zusammensetzung und die physikalische Beschaffenheit. Auch welche Restfeuchte das Pulver durch Lagerung und Transport hat, spielt eine Rolle. Viele Anwender greifen auf individuelle Erfahrungswerte zurück. TÜV SÜD prüft mikro- und makroskopisch u. a. mit Rasterelektronenmikroskopen, ob die gewünschten Pulvereigenschaften vorliegen und den Anforderungen und Spezifikationen entsprechen. Eine Herausforderung ist dabei, geeignete Verfahren zu finden, um Messunsicherheiten zu ermitteln oder Grenzwerte festzulegen. Inwieweit ist z. B. der prozentuale Anteil an Hohl- Erarbeitung einheitlicher Standards räumen genügend klein? Entspricht auf kleinster Ebene die Partikelverteilung dem gewünschten Verlauf? Weist die Oberflächenbeschaffenheit die geforderten Kristallstrukturen auf? Sind keine zu großen Abweichungen bzw. Auffälligkeiten festzustellen? Um zudem die Einsatzfähigkeit des Pulvers einzuordnen, werden technologische Eigenschaften wie Feststoff-, Schütt- und Stampfdichte sowie Schüttwinkel gemessen. Erfolgreiches Pilot-Audit Als erster Metallpulver-Hersteller wurde Rosswag Engineering von TÜV SÜD Industrie Service in einem Pilot-Audit erfolgreich zertifiziert. Die TÜV SÜD-Experten betrachteten und bewerteten alle qualitätsrelevanten Unternehmensbereiche wie die Anlagen, Prozesse und Materialien. Rosswag Engineering bietet zudem eine ganzheitliche Prozesskette rund um additive Fertigungsverfahren mit Fokus auf die Herstellung qualitativ hochwertiger Bauteile und die Qualifizierung neuer Werkstoffe. www.tuvsud.com/de-is www.rosswag-engineering.de Verschiedene DIN-Gremien erarbeiten derzeit Normen zur additiven Fertigung metallischer Bauteile. Dazu gehören in der Gemeinschaftsarbeit die Normenausschüsse für Werkstofftechnologie sowie Schweißen und verwandte Verfahren (NA 145-04-02 GA NWT/NAS). Im Besonderen beschäftigt sich der Gemeinschaftsarbeitskreis NA 145-04-02-01 GAK mit additiv gefertigten Bauteilen unter der Druckgeräterichtlinie. Hierzu werden z. B. zusätzliche Anforderungen an drucktragende Teile oder Grundsätze zur Qualifizierung von Maschinenbedienern definiert. Zudem bearbeitet das ISO-Komitee TC 261 „Additive Manufacturing“ viele der noch fehlenden Standards, die sich in Zukunft auf die Ausbildung von Mitarbeitern und die Validierung von Prozessen auswirken dürften. 24 Der Betriebsleiter 07-08/2020 www.derbetriebsleiter.de

FERTIGUNGSTECHNIK Überlastungsschäden an Werkzeug, Werkstück und Fräsmaschine verhindern Die vom Maschinenbauer Kunzmann neu entwickelte Funktion AFR verhindert sicher und zuverlässig Überlastungsschäden an Werkzeug, Werkstück und Fräsmaschine bereits ab dem ersten Teil. Mit Hilfe eines kontinuierlichen Monitorings kontrolliert die „Automatic Feed Reduction“ die Maschine und das vom Werkzeug benötigte Antriebsmoment. Wird eine Überlastung erkannt, vermindert AFR automatisch den Vorschub um einen voreingestellten Prozentwert. Diese Vorschubreduzierung kann bis zu viermal wiederholt werden bevor eine definierte Abschaltschwelle erreicht wird. Dann wird die Bearbeitung kontrolliert unterbrochen. Da die AFR-Funktion keinen Lernschnitt benötigt, ist ihr Einsatz insbesondere in der Prototypen-, Einzelteil- und Kleinserienfertigung sowie bei Rohteilen mit schwankendem Aufmaß sinnvoll. Kosten werden außerdem dadurch eingespart, dass Werkzeuge bis zum Erreichen Ihrer Verschleißgrenze genutzt werden können und nicht verfrüht ausgetauscht werden. AFR ist zukünftig für alle Heidenhain CNC-Fräsmaschinen von Kunzmann verfügbar. Für bereits gelieferte Modelle mit den Steuerungen Heidenhain TNC 620 und TNC 640 kann AFR problemlos nachgerüstet werden. www.kunzmann-fraesmaschinen.de Reinraumbedingungen in der Fertigung geschaffen Der Dienstleister für Oberflächenveredelung von Elastomeren OVE Plasmatec hat die Luftqualität in seinen Produktionsräumen verbessert. Drei mobile Umluftgeräte Ecomax 30 von Aeropur filtern im Umluftbetrieb Staub, Feinstaub, Keime und Bakterien aus der Umgebungsluft und schaffen Reinraumqualität der ISO Klasse 8. Die Geräte mit einer Filterleistung von jeweils 3 500 m³/h stehen in der Warenannahme, in der Reinigungsabteilung und im Beschichtungszentrum. Im Herz der Produktion, im Beschichtungszentrum, hat OVE die Reinraumklassifizierung bereits nach zwei Wochen erreicht und seither gehalten. Für OVE-Geschäftsführer Martin Böhmler ein ganz wichtiger Aspekt, denn die Anforderungen der Industrie an technische Sauberkeit stiegen immer mehr. Dies betrifft auch die Staubbelastung in der Umgebungsluft. Mit der verbesserten Umgebungsluft in der Produktion kann OVE Plasmatec diesbezüglich Kundenanforderungen größtenteils erfüllen. Und auch die Mitarbeiter spüren den Effekt der besseren Luft und sind begeistert. Hinzu kommt eine große Erleichterung, denn in Zeiten der Corona-Pandemie sind alle beruhigt, dass die Entstaubungsgeräte auch Viren und Bakterien aus der Luft filtern können. www.ove-plasmatec.de www.aeropur.de Produktivität von CNC-Maschinenparks steigern Arbeitsprozesse optimieren, den Maschineneinsatz exakt identifizieren und jederzeit passgenau steuern – dank des Systems smartblick können Anwender die Produktivität ihres CNC-Maschinenparks steigern. smartblick ermöglicht die optimale Gestaltung komplexer Fertigungsabläufe für Maschinen sämtlicher Baujahre, Hersteller und Steuerungen, unabhängig vom Standort der Maschinen und der Produktionsleitung. Die handliche smartblick-Box kann in nur 20 Minuten im laufenden Betrieb ohne Stillstandzeiten und ohne Eingriff in die Maschinensteuerung installiert werden. Auf jedem Gerät mit Internetzugang kann das smartblick- Dashboard aufgerufen und somit der eigene CNC-Maschinenpark jederzeit von allen Mitarbeitern mittels PC, Smartphone oder Tablet genau beobachtet, analysiert und optimiert werden. Im All-inclusive-Service ist neben der Bereitstellung der Hardware, Wartung und regelmäßigen Updates der Software auch die komplette smartblick-Infrastruktur enthalten. Darüber hinaus profitieren Nutzer von neuen Features, die stets in engem Austausch mit den Kunden entwickelt werden. Auch Standard- Updates sind im Paketpreis inkludiert. Abgerundet wird das Paket zudem mit interaktiven Webinaren und Tutorials. Entwickelt wurde das smarte System von der F&M Werkzeug- und Maschinenbau GmbH mit Sitz in Berlin, deren Mehrheitseigentümer seit Anfang 2018 die Perschmann Gruppe ist. www.perschmann.de Vereinfachtes Korrosionsschutzverfahren: Anlagen jetzt in zwei Standardgrößen Mit dem Betenio-Verfahren steht ein Verfahren für die Korrosionsschutzbehandlung zur Verfügung, das im Vergleich zu den marktüblichen Verfahren des Strahlens und der Säurebehandlung wesentliche Vorteile aufweist. Bisher wurden die Anlagen individuell projektiert. Jetzt bietet die RIO GmbH die Anlagentechnik auch in zwei Standardversionen mit definierten Beckengrößen an. Das Betenio-Verfahren basiert auf den Wirkprinzipien des Phosphatierens bzw. Entzunderns. Im Unterschied zu den bisherigen Verfahren erfolgen Entfetten, Beizen und Phosphatieren in einem Arbeitsschritt. Das erlaubt den Aufbau von sehr kompakten Anlagen, und die Investitionen reduzieren sich auf 25 bis 30 % im Vergleich zu konventionellen Säureanlagen. Außerdem werden Energie und Kosten für die Spülwasseraufbereitung gespart. Die Badflüssigkeit muss nur ein- bis zweimal pro Jahr gewechselt werden. Der Anwender profitiert darüber hinaus von kurzen Behandlungszeiten (1 bis 60 Min.). Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Umweltverträglichkeit der eigens für dieses Verfahren entwickelten Säure. Der Betreiber muss keine Genehmigung für den Anlagenbetrieb einholen und kann auf eine Absaugung verzichten, da keine korrosiven Dämpfe entstehen. So schonend das Verfahren gegenüber der Umwelt ist, so wirksam ist der Korrosionsschutz: Im Salzsprühtest nach DIN EN ISO 9227 werden Standzeiten von über 1 000 Stunden ohne Korrosion der Bauteile erreicht. www.betenio.de www.derbetriebsleiter.de Der Betriebsleiter 07-08/2020 25

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