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Der Betriebsleiter 7-8/2020

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Der Betriebsleiter 7-8/2020

FERTIGUNGSTECHNIK I

FERTIGUNGSTECHNIK I INTERVIEW Schaeffler im digitalen Wandel „Unsere Komponenten und Systemlösungen spielen eine entscheidende Rolle für Industrie 4.0“ – im Gespräch mit Rauli Hantikainen Mit Präzisionskomponenten und Systemen für die Automobilindustrie und Wälz- und Gleitlagerlösungen für zahlreiche Industrieanwendungen zählt die Schaeffler Gruppe zur technologischen Spitze in ihrem Segment. Um auch weiterhin ganz vorne mit dabei zu sein, baut der Konzern das Zukunftsfeld Industrie 4.0 weiter aus. Das Ziel bis 2023 ist mehr als ambitioniert. 01 Rauli Hantikainen leitet das strategische Geschäftsfeld Industrie 4.0, hier im Gespräch mit Chefredakteurin Nicole Steinicke Wälz- und Gleitlager, Linear- und Direktantriebstechnik sowie Serviceleistungen wie Instandhaltungsprodukte und Monitoringsysteme – Schaeffler bietet ein breites Spektrum an Lösungen. Zum Einsatz kommen sie in Werkzeugmaschinen und Schienenfahrzeugen, in der Windkraft, in Montage und Handhabung sowie in der Industrierobotik. Einen immer größeren Stellenwert nehmen hierbei Sensorik und Softwarelösungen ein. Sie ermöglichen die Messung und Analyse u. a. von Temperatur, Schwingungen, Schmierstoffzustand, Verschleiß und Drehmoment. Schaeffler folgt damit der Forderung des Anlagen- und Maschinenbaus nach einem „intelligenten“ Betrieb von Maschinen und Anlagen. Zur konsequenten Weiterentwicklung von derart smarten und digitalen Lösungen hat Schaeffler Anfang 2018 das Geschäftsfeld ‚Industrie 4.0‘ geschaffen, das seither konsequent ausgebaut wird. Wir sprachen dazu mit Rauli Hantikainen, der seit 2018 das Geschäftsfeld Industrie 4.0 leitet und ein ambitioniertes Ziel verfolgt. Herr Hantikainen, Sie leiten bei Schaeffler das Industriefeld 4.0, das sukzessive ausgebaut werden soll. Welche Themen stehen im Mittelpunkt und wo sehen Sie das größte Potenzial? Unser Hauptaugenmerk gilt hier der Entwicklung von mechatronischen Rotativ- und Linear-Produkten, digitalen Services und branchenspezifischen Lösungspaketen. Wir haben schon viele mechatronische Lösungen im Markt eingeführt und sehen weiterhin Potenziale. Hier haben wir bereits im letzten Jahr unser Portfolio erweitert, unter anderem mit der Linearführung DuraSense mit integrierter Sensorik und mit unserem Überwachungssystem für Spindellager SpindleSense. Sie sind hervorragend angelaufen und das positive Feedback unserer Kunden hat uns gezeigt, dass wir als Lösungsanbieter auf dem richtigen Weg sind. Im Bereich Service-Solutions haben wir im letzten Jahr ebenfalls unser Portfolio erweitert: um eine neue State-of-the-artund kosteneffiziente Wireless-Condition- Monitoring-Lösung mit Analytics und mobilen Applikationen, neue intelligente Single- und Multipoint-Schmiersysteme sowie mit dem weiteren Ausbau von Expert Services. Mit diesen Entwicklungen sprechen wir ganz konkret die Bedürfnisse unserer Kunden und des Marktes an. Viele Unternehmen wird in Zukunft das Thema datenbasierte Geschäftsmodelle beschäftigen. Wie begegnen Sie bei Schaeffler dieser Herausforderung? Datenbasierte Geschäftsmodelle sind auch für uns ein wichtiges Thema, das nahezu Das Interview führte Nicole Steinicke, Chefredakteurin Der Betriebsleiter

INTERVIEW I FERTIGUNGSTECHNIK alle Divisionen betrifft. Nehmen wir ein Beispiel aus unserer Entwicklung für Lager. Auf Basis analysierter Daten einer kontinuierlichen Zustandsüberwachung können unsere Experten neue Analyse- Modelle und datenbasierte Services entwickeln, die reale Umgebungsbedingungen berücksichtigen. Somit können wir unseren Kunden genau das Lagersystem empfehlen, das für einen ganz bestimmten Einsatzbereich geeignet ist. Mit Ihren gesammelten Erfahrungen planen Sie, das Angebot plattformbasierter Produkte weiter auszubauen. Welche Lösungen bieten Sie hier an? Ja, wir erweitern kontinuierlich unser Service-Solutions-Portfolio. Dafür haben wir eine technologische Plattform geschaffen, die es uns ermöglicht, applikationsspezifisch Mehrwerte zu generieren. Dazu zählen unsere Condition-Monitoring-Systeme (CMS), die Anwender unterstützen, ungeplante Stillstände von Maschinen zu vermeiden. Eine neue Entwicklung ist unsere Zustandsüberwachungslösung Optime, die wir eigentlich auf der diesjährigen Hannover Messe „Schon heute profitieren Anwender aus unterschiedlichen Branchen von unseren 4.0-Lösungen und Services“ präsentieren wollten. Optime ist ein System, das insbesondere die Zustandsüberwachung indirekt prozesskritischer Aggregate in Produktionsanlagen automatisiert und wirtschaftlich macht. Schon seit mehreren Jahren ist der SmartCheck als einkanaliges System am Markt, seit kurzem auch das Mehrkanal-System ProLink. Für alle drei Systeme benötigen Instandhalter keinerlei Kenntnisse auf dem Gebiet der Schwingungs-Zustandsüberwachung – weder für die Installation, noch für die Auswertung der Daten. Die Datenanalyse erfolgt durch Schaeffler-Algorithmen. Mit diesen drei Systemen bieten wir Schwingungs-Zustandsüberwachung für jede betriebliche Anforderung. Welche Vorteile bietet Ihre Zustandsüberwachung Optime für den Instandhalter und Produktionsverantwortlichen? Die kabellosen, batteriebetriebenen Schwingungssensoren kommunizieren Vibrations- und Temperatur-Rohdaten aller Aggregate einer Produktionsanlage über ein eigenständiges Mesh-Netzwerk an den Schaeffler-IoT-Hub. Schaeffler Algorithmen analysieren die Daten automatisiert und die Ergebnisse werden in der zugehörigen App übersichtlich dargestellt. Optime bietet gegenüber Offline-Messungen Einsparpotenziale von ca. 50 % und im Vergleich zu anderen Wireless-CMS eine qualitativ deutlich höherwertige Zustandsüberwachung. Vorwarnzeiten von mehreren Wochen bis Monaten und konkrete Handlungsempfehlungen machen es betriebsinternen Instand haltern leicht, Wartungsmaßnahmen, Personaleinsatz und Ersatzteilbeschaffung rechtzeitig und kosten effizient zu planen. Welche Rolle spielt die Automatisierung in Ihren neuen Produkten? Wo sehen Sie Potenzial, z. B. um die Ausfallzeiten von Maschinen zu reduzieren? Auch in unseren neuen Lösungen nimmt die Automatisierung einen immer höheren Stellenwert ein. Betrachten wir zum Beispiel den Prozess der Schmierung eines Lagers. Erfolgt diese manuell, so wird sie je nach Mitarbeiter unterschiedlich ausfallen. Unzureichende oder falsche Schmierung ist die häufigste Ausfallursache von Wälzlagern. Werden sie jedoch von Schmierstoffgebern oder Schmiersystemen automatisch mit der richtigen Menge und in den passenden Intervallen versorgt, wird die Standzeit der Wälzlager deutlich verlängert. Unsere Vision ist ein smartes Schmiersystem, das in ein Netzwerk eingebunden ist und über einen direkt im Lager integrierten Sensor gesteuert wird. Daran arbeiten wir. Schaeffler hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2023 zehn Prozent des Umsatzanteils (Sparte Industrie) über Industrie-4.0-Produkte zu erreichen. Wie Innovationen entstehen 02 Mit Optime, SmartCheck und ProLink stehen dem Instandhalter und Produktionsverantwortlichen komfortable Lösungen der Zustandsüberwachung zur Verfügung Mit welchen Maßnahmen wollen Sie dies realisieren? Natürlich ist das ein sehr ambitioniertes Ziel, das ich mir vorgenommen habe. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir ein sog. Partner-Ecosystem und digitale Infrastruktur aufgebaut, die uns ermöglichen, neue Geschäftmodelle auf Basis digitaler Services anzubieten, die die Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Prozessqualität der Maschinen und Anlagen erhöhen. Wir können uns im Rahmen dessen auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren, Know-how von Partnern und Kunden integrieren und sehr effizient und schnell neue Lösungen auf den Markt bringen. Auch sehen wir uns mit unserem Service- Gedanken auf dem absolut richtigen Weg. Es ist ambitioniert, und es heißt hart arbeiten. Wir sind am Anfang unserer Reise, und es ist eine spannende Reise. Bilder: 01 Vereinigte Fachverlage/Holger Seybold, 02 Schaeffler, Aufmacher/Infokasten adobe.stock.com www.schaeffler.de Der digitale Wandel ist unaufhaltsam. Ihn zu meistern, gelingt jedoch nur, wenn Systeme und Komponenten in der Lage sind, Daten zu erfassen und weiterzuleiten. Der Schlüssel liegt hier in intelligenten Sensoren. Doch wie entstehen heute die Lösungen für die Anforderungen von morgen? Schaeffler nutzt dabei sein Global Technology Network. Hier wird lokale Kompetenz in den Regionen mit dem Wissen und der Innovationskraft seiner Experten weltweit unter einem Dach gebündelt. So unterstützt Schaeffler Anlagenhersteller genauso wie Anlagenbetreiber bei den Herausforderungen der Zukunft, kennt die Fragen und Aufgaben aus der Praxis und bietet innovative, maßgeschneiderte Lösungen. www.derbetriebsleiter.de Der Betriebsleiter 07-08/2020 17

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