ERGONOMIE I SPECIAL Robotik zum Anziehen Hebeunterstützung für manuelle Handhabungsaufgaben Körperunterstützende Robotik kann in der manuellen Handhabung dazu beitragen, die gesundheitlichen Belastungen des Menschen deutlich zu reduzieren. Die Firma Schmalz sieht einen steigenden Bedarf für die Unterstützung der Werker beim Transport geringer Lasten. Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat das Unternehmen ein Exoskelett entwickelt, das dem Mitarbeiter beim Heben aus tiefen Lagen buchstäblich Beine macht. Vakuumheber aus dem Standardprogramm von Schmalz kommen in zahlreichen Branchen zum Einsatz und handhaben verschiedene Lasten. Durch ihre ergonomische Gestaltung und einfache Bedienung unterstützen sie Mitarbeiter in der Kommissionierung, im Paketversand oder bei der Maschinenbeladung. Der demografische Wandel führt unterdessen zu einem steigenden Durchschnittalter der Menschen in den Betrieben – und die körper lichen Belastungen in der manuellen Handhabung nehmen zu. Nicht selten bewegen Mitarbeiter Lasten von mehreren Tonnen pro Tag, auch wenn ein einzelnes Packstück nur wenige Kilogramm wiegt. Innovative Ansätze wie körpergetragene Hebehilfen tragen dazu bei, gesundheitliche Belastungen weiter zu reduzieren und Muskel-Skelett-Erkrankungen langfristig vorzubeugen. Bei dieser neuen Art von Mensch- Maschine-Kooperation handelt es sich um ein Leichtbaugerüst, dessen Funktionen beispielsweise die Stabilisierung von Rumpf und Rücken ermöglichen und die Belastung empfindlicher Körperregionen wie Handgelenk, Ellenbogen oder Schulter reduzieren. Schmalz verbindet dabei die Ergonomie seiner Hebegeräte mit der aktiven körperlichen Entlastung der Gelenke durch Exoskelette. Der Fokus liegt zunächst auf der Entwicklung eines Systems zur Unterstützung der ergonomischen Bewegung beim Beugen. Dabei geht es um die Förderung des Hebens mit geradem Rücken und die Unterstützung der Kniebeuge. Durch die Entlastung der Beine kann die Körperhaltung aktiv korrigiert und geführt werden. Forschungsprojekt „60+“ Gemeinsam mit Partnern wie der Technischen Universität München hat Schmalz im Forschungsprojekt „60+“ wissenschaftliche und technische Aspekte eines körpernahen Lastmanipulationssystems untersucht. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung eines Exoskeletts mit einer intuitiven Steuerung, bei dem der Nutzer die Unterstützungsgrade individuell einstellen kann. Die Hebehilfe soll für die Mitarbeiter mehr Mobilität und höhere Arbeitsgeschwindigkeit bei geringerer körperlicher Belastung bringen. Neben der Kinematik stellt das Projekt große Herausforderungen an die Konstruktion. Am Körper getragene Systeme müssen leicht sein sowie schnell an- und ausgezogen werden können. Darüber hinaus sollen sie dem Mitarbeiter maximale Bewe 36 Der Betriebsleiter 6/2017
SPECIAL I ERGONOMIE gungsfreiheit ermöglichen: Denn die Akzeptanz des Benutzers entscheidet über den Produkterfolg. Prototyp für die passive Beinunterstützung Schmalz hat seinen Prototypen zunächst für die passive Beinunterstützung entwickelt, die in Kombination mit den Vakuum-Schlauchhebern greift. Vor allem bei häufigen Nebentätigkeiten unter Hüfthöhe, wie dem Scannen von Packstücken, unterstützt das System den Träger zusätzlich. Eine Oberkörperanbindung sorgt für die ergono Wir wollen mit unserer Entwicklung Ergonomie mit Unterstützung verbinden. Das Exoskelett bringt aktive körperliche Entlastung in ergonomischen Haltungen und dient damit der gesundheitlichen Prävention. Oliver Baur, Leiter Geschäftsfeld Handhabung, J. Schmalz GmbH, Glatten mische Haltung und Entlastung bei langem Stehen. Der Mitarbeiter entscheidet selbst, wie intensiv er die Hilfe in Anspruch nehmen will. Nächster Entwicklungsschritt ist die komplette Entlastung bei wiederkehrenden Arbeiten in tiefen Positionen, etwa bei Montageanwendungen. Dabei kann das Kniegelenk bewusst blockiert werden, was ein bequemes Absitzen ermöglicht. Zusätzliche Funktionsmuster befinden sich im Aufbau: Schmalz führt hierzu Feldtests in einer Montageanlage sowie Langzeitstudien unter realen Bedingungen durch. Für die nächsten Schritte zur Serienreife möchte das Unternehmen mit weiteren Entwicklungspartnern kooperieren. Bilder: 01 Schmalz; Zitatbild Redaktion/Martina Laun www.schmalz.com Im Fokus Nachhaltigkeit Effizienz Sicherheit Individuell gestaltete, flexible Packarbeitsplätze Unter dem Motto „Lean Logistics“ präsentiert der Arbeitsplatzsystemausstatter Treston Lösungen für die individuelle Gestaltung von ergonomischen Packarbeitsplätzen. Treston-Packarbeitsplätze zeichnen sich durch ein Höchstmaß an Flexibilität aus. Dafür sorgt das modulare Konzept, das sich wie ein roter Faden durch alle Treston-Lösungen zieht. Alle Bauteile und Komponenten sind frei miteinander kombinierbar. Das gewährleistet eine Konfiguration von maßgeschneiderten Arbeitsplatzsystemen, die individuelle Anforderungen erfüllen und schlanke Prozesse sicherstellen. Gerade logistische Prozesse, bei denen der Produktionsfaktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt, müssen schlank organisiert sein. Dabei kommt der Ergonomie eine große Bedeutung zu. Sie zeigt sich u. a. in den elektrisch höhenverstellbaren Treston-Packtischen. Ihr Mehrwert liegt nicht nur in der automatischen Höhenverstellung des Arbeitstisches, sondern wird durch das Heben bzw. Senken aller erforderlichen Bedienkomponenten, wie z. B. Computertastatur oder Abstellflächen für Verpackungsmaterial, auf die der Mitarbeiter in der Ausübung seiner Tätigkeit Zugriff haben muss, um ein Vielfaches erweitert. www.treston.de Ergonomisch und effizient kommissionieren Mit der Fast Pick Station von Winkel steigern Unternehmen die Ergonomie am Arbeitsplatz und sorgen zudem für schlanke Prozesse, hohe Pick-Leistungen und Kommissionierqualität sowie ein schonendes Warenhandling. Die Station besteht aus einem Kommissioniertisch auf einer Plattform, einem darunterliegenden Schacht sowie einem darin integrierten Folienstretcher. Auf dem Tisch lassen sich Ladungsträger mit unterschiedlichen Waren beladen. Der Mitarbeiter kann dabei die Höhe des Tischs individuell anpassen. Der volle Ladungsträger wird über den Schacht nach unten gefördert. Ein Wickelstretcher umhüllt dort die Ware mit einer Folie, um sie für den weiteren Transport zu sichern. Gleichzeitig stellt ein Zwischenspeicher eine neue Palette bereit, so dass der Kommissionierer ohne Unterbrechung weiterarbeiten kann. Damit sind laut Anbieter bis zu 800 Picks in der Stunde pro Station möglich. Damit der Arbeiter an der Fast Pick Station die gemischten Waren auf die Paletten verladen kann, müssen die Artikel im Vorfeld depalettiert und sortiert werden. Hierfür hat Winkel den Depalettierheber entwickelt. Dieser besteht aus einem Arbeitsplatz sowie einem darunterliegenden Schacht mit integriertem Heber. Kommt eine Palette mit sortenreiner Ware dort an, fördert der Heber diese direkt an den Arbeitstisch. Der Mitarbeiter kann die Waren dann ganz einfach entnehmen. Der besondere Vorteil: Das Personal muss die oft schweren Pakete nicht mühsam anheben, sondern nur horizontal verschieben. Das schont die Gesundheit und erhöht gleichzeitig die Effizienz. Die sortierten Waren gelangen über Förderstrecken in ein Zwischenlager und können dann zur Palettierung an die Fast Pick Station weitergeleitet werden. www.winkel.de Der Betriebsleiter 6/2017 37
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