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Der Betriebsleiter 3/2018

Der Betriebsleiter 3/2018

ERGONOMIE I SPECIAL

ERGONOMIE I SPECIAL Möglichst ohne Widerstand Mühelos ziehen und schieben durch den Einsatz optimierter Räder und Rollen Der Einsatz von Rädern und Rollen mit niedrigem Anfahr-, Roll- und Schwenkwiderstand kann körperlich anstrengende Tätigkeiten wie das Ziehen und Schieben von Lasten deutlich erleichtern und das Gesundheitsrisiko für die Werker erheblich verringern. Die ideale Lösung hängt jedoch von einer Vielzahl von Faktoren ab. In unserem Testlabor werden die Räder und Rollen oft weit über die Norm hinaus auf ihre Praxistauglichkeit geprüft. Damit stellen wir schon in der Entwicklungsphase sicher, dass unsere Produkte sämtliche Anforderungen der Anwender erfüllen oder sogar übertreffen Martin Wiest, Produktmanager bei Blickle Ziehen und Schieben gehören neben Heben, Halten, Tragen und Absetzen zu den häufigsten Arbeitsschritten, wenn Menschen Lasten von Hand bewegen müssen. Vor allem in Produktion und Logistik sind diese körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten Teil des Alltags – und stellen dadurch eine erhebliche Belastung für die Mitarbeiter dar. Denn je nach Gewicht des entsprechenden Transportguts erfordert das Ziehen und Schieben einen enormen Kraftaufwand und kann langfristig Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke überlasten. Davon betroffen sind die Wirbelsäule, Knie, Hüftgelenke und der gesamte Hand- Arm-Schulter-Bereich. Um das Risiko von Erkrankungen und Verletzungen zu verringern, haben viele Länder bereits Richtlinien für die maximale Belastung bei manuellen Transporttätigkeiten verabschiedet – in Deutschland etwa die Lastenhandhabungsverordnung. Experten empfehlen, bei andauernden Tätigkeiten 15 Prozent der maximalen Muskelkraft nicht zu überschreiten. Das Problem: Diese ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Zudem lassen sich die erforderlichen Kräfte beim Ziehen und Schieben in der Praxis nur schwer einschätzen. Exakte Grenzwerte, an denen sich Arbeitgeber und Personal orientieren können, sind deshalb nahezu unmöglich zu definieren. Umso wichtiger ist es, immer wiederkehrende Arbeitsschritte wie etwa Ziehen und Schieben so ergonomisch wie möglich zu gestalten. Widerstand erhöht den Kraftaufwand Eigentlich stellt das Ziehen oder Schieben von Lasten eine Erleichterung der Arbeit dar: Ist etwas zum Halten oder Tragen zu schwer, kommen in vielen Fällen Fahrzeuge und Transporthilfen mit Rädern oder Rollen zum Einsatz, um den Kraftaufwand zu verringern. Doch auch diese zu bewegen, kann mühsam sein. „Schuld daran sind die verschiedenen Widerstände, die beim Anfahren, beim Rollen, bei Richtungsänderungen und beim Überfahren von Hindernissen entstehen“, erklärt Martin Wiest, Produktmanager beim Räder- und Rollenspezialisten Blickle. „Die Widerstände hängen von zahlreichen Faktoren ab: vom Untergrund, vom Gewicht der bewegten Last, aber in hohem Maße auch von der Beschaffenheit der Räder.“ Der Anfahr- und Rollwiderstand kommt bei jedem Zieh- und Schiebevorgang zum Tragen. Um ein Rad aus dem Ruhe- in den Bewegungszustand zu versetzen, ist immer ein Kraftaufwand erforderlich – ebenso, um eine gleichförmige Bewegung aufrechtzuerhalten. „Durch ein permanentes Ein- und Ausfedern des Laufbelags während des Abrollens treten Energieverluste auf Grund der innen Reibung der Laufbelagswerkstoffe auf“, beschreibt Wiest. „Dies macht sich in der Praxis als Rollwiderstand bemerkbar.“ Durch eine Vergrößerung des Raddurchmessers lässt sich der Rollwiderstand zum Beispiel verringern, aber auch durch die Auswahl des optimalen Laufbelags: „Hier gibt es hinsichtlich Geometrie, Härte und 38 Der Betriebsleiter 3/2018

SPECIAL I ERGONOMIE Elastizität gewaltige Unterschiede“, weiß der Fachmann. Polyurethan-Laufbeläge bieten Vorteile Blickle etwa setzt bei vielen seiner Produkte auf Polyurethan-Laufbeläge und hat mehrere selbst entwickelte Werkstoffe im Portfolio, die sich durch hervorragende Laufeigenschaften auszeichnen. „Herkömmliche Beläge aus Vollgummi haben einen sehr hohen Anfahr- und Rollwiderstand. Bei Polyamid- Rädern wiederum ist er besonders niedrig, dafür bieten diese kaum eine Dämpfung und somit weniger Laufruhe“, erläutert Wiest. „Unsere harten und weichen Polyurethan- Elastomere Blickle Extrathane, Blickle Softhane, Blickle Besthane und Blickle Besthane Soft vereinen die positiven Eigenschaften beider Anforderungen und bieten für nahezu jede Anwendung die ideale Lösung.“ Eine solche ist beispielsweise die neue Radserie ALB, die das Unternehmen vor kurzem vorgestellt hat. Speziell für anspruchsvolle Anwendungen in der Intralogistik entwickelt, besitzt sie einen hochwertigen Laufbelag mit optimierter Geometrie: „Dieser besteht aus dem reaktionsgegossenen Polyurethan-Elastomer Blickle Besthane, hat eine besonders hohe Rückprallelastizität und zudem eine speziell leichte Balligkeit nach außen hin“, erklärt Wiest. Das verringert die Auflagefläche sowie das Ein- und Ausfedern beim Abrollen – mit dem Ergebnis, dass der Rollwiderstand bis zu 40 Prozent niedriger ist als bei anderen Polyurethan-Rädern. Fahrzeuge und Transporthilfen, die mit der ALB-Serie bestückt sind, lassen sich somit deutlich einfacher ziehen und schieben. Durch seine Härte von 92° Shore A bietet der Blickle-Laufbelag trotzdem eine sehr gute dynamische Belastbarkeit – das heißt, die Räder sind auch für höhere Geschwindigkeiten geeignet. Jede Richtungsänderung kostet zusätzlich Kraft Beim Einsatz von Lenkrollen erschwert der Schwenkwiderstand viele Zieh- und Schiebetätigkeiten zusätzlich. Er ist verantwortlich für den Kraftaufwand, den es braucht, um eine Rolle bei einer Richtungsänderung in die gewünschte Position zu bewegen. Beeinflusst wird er neben den bereits genannten Faktoren auch durch die Ausladung des Rollengehäuses, also den horizontalen Abstand zwischen den Drehachsen des Schwenklagers und des Rades. Auch hier bietet Blickle spezielle Rollen mit Gehäusen, deren Ausladung auf einen möglichst geringen Schwenkwiderstand hin optimiert ist. „Eine pauschale Lösung für einfaches Ziehen und Schieben gibt es jedoch nicht“, bemerkt Wiest. „Dafür hängt die Wahl der passenden Räder oder Rollen von zu vielen Faktoren ab.“ Nicht nur Größe, Material und Laufbelagsgeometrie sind entscheidend, sondern auch die Beschaffenheit des Untergrunds. Ist das Rad härter als der Boden, kann es einsinken – besonders bei schweren Lasten. Eine weitere Frage ist, ob viele Unebenheiten und Hindernisse zu überfahren sind. Hier punkten weichere Beläge aufgrund ihrer höheren Dämpfung und Einfederung. Großen Einfluss hat auch die Art der Radlagerung: Kugellager überzeugen im Vergleich mit Rollen- und Gleitlagern durch eine deutlich geringere Reibung, weswegen sie in vielen hochwertigen Blickle-Lösungen zum Einsatz kommen. Die Anordnung aus beweglichen Lenk- und festen Bockrollen ist ein zusätzlicher Faktor. Und nicht zuletzt muss die Tragfähigkeit der Räder und Rollen für die bewegten Lasten ausreichend ausgelegt sein. Sonst drohen Verschleiß, Schäden oder gar Unfälle. „Es lohnt sich daher, bei der Auswahl einem kompetenten und erfahrenen Experten zu vertrauen“, resümiert Wiest. LogiMAT: Halle 10, Stand G11 www.blickle.com Im Fokus Nachhaltigkeit Effizienz Sicherheit 01 Ist etwas zum Halten oder Tragen zu schwer, kommen in vielen Fällen Transporthilfen mit Rädern oder Rollen zum Einsatz, um den Kraftaufwand zu verringern 02 Die Räder- und Rollenserie ALB von Blickle überzeugt durch einen besonders niedrigen Roll- und Schwenkwiderstand Wenn Muskelkraft nicht mehr ausreicht Für den Fall, dass die zu bewegenden Waren so schwer sind, dass selbst mit der besten Rolle pure Muskelkraft nicht mehr ausreicht, haben die Blickle-Ingenieure mit dem ErgoMove, einem elektrischen Antriebssystem zur Aufrüstung von Transportgeräten und Handschiebewagen, eine Lösung gefunden. Es ermöglicht ein kräfteschonendes Handling für Lasten bis 2000 Kilogramm. Über Bedienelemente am Haltegriff des Wagens kann der Bediener die an den Bockrollen angeflanschten DC-Motoren aktivieren, wodurch mittels einer hohen Schubkraft auf die Rollen das Anfahren und Bewegen des Wagens signifikant erleichtert wird. Auf diese Weise können Unternehmen auch bei besonders anspruchsvollen Handling-Aufgaben die Gesundheit ihrer Mitarbeiter noch nachhaltig schonen. 03 Im eigenen Testlabor prüft Blickle seine Räder und Rollen u.a. im Hinblick auf Anfahr-, Roll- und Schwenkwiderstände Der Betriebsleiter 3/2018 39

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