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Der Betriebsleiter 7-8/2018

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Zuverlässig

Zuverlässig automatisiert produzieren Ungeplante Produktionsausfälle durch intelligente Energiekettenüberwachung vermeiden Wenn bei Fahrzeugherstellern und Zulieferern die Produktion stillsteht, wird es schnell teuer. Deshalb ist es wichtig, in den Fertigungsanlagen auf verlässliche Komponenten vertrauen zu können. Ein österreichischer Motorenhersteller setzt daher auf „smart plastics“ von Igus. Sensoren erfassen im laufenden Betrieb den Verschleiß von Energieketten und geben Alarm, sobald eine Reparatur oder ein Austausch erforderlich ist. Im Fokus Sicherheit Effizienz Nachhaltigkeit Der Schauplatz: ein Motorenwerk in Österreich. Die Anwendung: Hallenportale zum automatisierten Handling von Motorenblöcken. Die eingesetzten Energiekettensysteme an den Portalen laufen fast durchgehend in 18 bis 19 Schichten pro Woche mit hoher Dynamik. In Spitzenzeiten werden im Werk insgesamt über 6 000 Motoren pro Arbeitstag produziert, durchschnittlich läuft alle 14 Sekunden ein Motor von den Montagebändern. Da erreichen die Energiekettensysteme der Handlingportale schnell Zyklen in Millionenhöhe. Um an den Portalen Gewicht und Geräuschentwicklung zu minimieren, setzt der Hersteller zur Führung der bewegten Leitungen anstelle von Stahlketten auf Kunststoff-Energieketten des Motion-plastics-Spezialisten Igus. Diese bieten neben Gewicht- und Geräuschoptimierung noch weitere Vorteile: Aufgrund des in der Industrie immer wichtiger werdenden Themas „Predictive Maintenance“ entwickelt Igus seit einigen Jahren sogenannte „smart plastics“ – also intelligente Kunststoffprodukte. „Diese Produktfamilie, die wir unter dem Markennamen Bei Igus beschäftigen wir uns bereits seit 14 Jahren mit dem Thema der Sensorik in unseren Anlagen. In Kombination mit dem Industrie-4.0-Gedanken sehen wir generell ein hohes Potenzial, mit unseren Sensoren, Bauteilen und Geräten die Industrieproduktion noch zuverlässiger und damit produktiver zu machen. Richard Habering, Leiter Geschäftsbereich igus smart plastics isense zusammengefasst haben, umfasst unterschiedliche Sensoren und Überwachungsmodule, mit denen beispielsweise die Energiekettensysteme von Igus ausgestattet werden können“, erklärt Richard Habering, Leiter Geschäftsbereich igus smart 6 Der Betriebsleiter 7-8/2018

TITEL I FERTIGUNGSTECHNIK 01 Energiekettensysteme bewegen sich in Handlingportalen in verschiedensten Richtungen nahezu rund um die Uhr; daher sind verlässliche Komponenten wichtig Die Energiekette im Blick Um ungeplante Ausfälle und Anlagenstillstände zu vermeiden, setzt ein Automobilzulieferer auf smart plastics von Igus: isense EC.B Module überwachen mithilfe eines Polymerdrahts im Innern der Energiekette sowie einer Sensoreinheit den Zustand der Kette. Im Falle eines Kettenbruchs wird die Anlage automatisch gestoppt, wodurch Folgeschäden vermieden werden. Zusätzlich sind isense EC.W Module verbaut. Ein im Öffnungssteg verbauter Sensor meldet den vorangeschrittenen Verschleiß der Kette. Durch gemessene Verschleißdaten lässt sich so präzise die Restlebensdauer der Kette vorhersagen und ein Austausch frühzeitig planen. plastics. „Dank der digitalen Vernetzung von Maschinen und Produkten ist es möglich, laufend den Zustand der Komponenten zu erfassen und zu melden, sobald eine Reparatur oder ein Austausch erforderlich ist.“ Dadurch lassen sich ungeplante Anlagenstillstände und damit teure Produktionsausfälle vermeiden. Auf der Hannover Messe 2016 stellte Igus seine smart plastics erstmals vor. Gutes Timing, da zu diesem Zeitpunkt auch Handlungsbedarf im Motorenwerk in Österreich bestand und so die Verantwortlichen des Projekts „Smart Maintenance“ auf Igus aufmerksam wurden. Da Igus als Hersteller von Energiekettensystemen und verlässlicher Partner bereits bekannt war, war die Anfrage zu smart plastics an das Kölner Unternehmen schnell erledigt. Nach ersten Gesprächen zu dem Thema – sowohl mit den österreichischen Kollegen als auch mit den Konstrukteuren in Köln – starteten wenige Monate später im August 2016 die ersten Tests. Doppelt sicher: Abrieb- und Bruchüberwachung Zum Einsatz kommt bei diesem Betatest unter anderem die Abriebüberwachung isense EC.W (W für wear, zu Deutsch Abrieb): Ein im Öffnungssteg der e-kette verbauter Sensor-Chip misst fortlaufend den Zustand der gleitenden e-kette während des Verfahrweges. Ist der Abrieb so weit fortgeschritten, dass das Ende der Lebensdauer der Kette naht, meldet sich der Sensor und löst ein Signal aus. Dieser Ernstfall ist allerdings bislang noch nicht eingetreten, da der Abrieb der Energieketten, die aus Hochleistungskunststoffen bestehen, noch nicht so weit fortgeschritten ist. Viel entscheidender ist hier der Einsatz der isense EC.B Module (B für break, zu Deutsch Bruch). Sie überwachen mithilfe eines Polymerdrahts im Innern der Energiekette sowie einer Sensoreinheit den Zustand der Kette. Hier kam es in der Vergangenheit dazu, dass es bei optischen Kontrollen der Energiekettensysteme keine Beanstandungen gab, aber zwei Wochen später die Kette ausfiel. Durch die Bruchüberwachung kann dies nun verhindert werden. Zu Beginn der Testphase musste jedoch noch viel Feintuning betrieben werden. Denn die Temperatur in einer Werkshalle hat großen Einfluss auf die Länge der Kette und damit auch auf die Vorspannung des Polymerdrahts. Hier galt es, Grenzwerte zu bestimmen, um zwischen „normalen“ Ausdehnungen und tatsächlichen Zwischenfällen unterscheiden zu können. Bei den drei Testsystemen ist man auch jetzt bereits an dem Punkt, dass die Anlage im Realbetrieb stehenbleibt und die zustän- 02 Durch isense kommunizieren die Energiekette, Leitung und Linearführung mit dem Anwender und informieren ihn über ihren Zustand und mögliche Instandhaltungstermine. Optional lässt sich isense an das Igus-Datacenter anbinden digen Maschineneinrichter handeln müssen. Nach einer Sichtkontrolle können sie entscheiden, ob es ein Fehlalarm war oder ob ein tatsächlicher Handlungsbedarf besteht. So können auch während der aktuellen Betaphase bereits teure Folgeschäden vermieden und die Portale sicher bewegt werden. Innovation des Monats Im österreichischen Motorenwerk wurden die isense-Module von Igus bereits zur Innovation des Monats gekürt. Derzeit gibt es Überlegungen und Planungen, rund 50 bis 60 Energiekettensysteme von Igus mit der Bruchüberwachung auszurüsten. www.igus.de Der Betriebsleiter 7-8/2018 7

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