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Der Betriebsleiter 6/2020

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Der Betriebsleiter 6/2020

BETRIEBSFORUM Resiliente

BETRIEBSFORUM Resiliente Produktion nach der Krise Viele Betriebe haben ihre Produktion heruntergefahren oder sogar ganz eingestellt. Mittlerweile beschäftigt die Unternehmer die Frage, wie sie die Produktion wieder hochfahren können. Das dürfte sehr viel schwieriger werden als das Herunterfahren. „Da die meisten Firmen ihr Netzwerk möglichst kosteneffizient gestaltet und daher kaum Bestände gelagert haben, reagieren die Wertschöpfungsketten extrem auf Störungen“, warnt Prof. Peter Nyhuis (Bild), Mitglied des WGP-Präsidiums und Leiter des IFA Hannover. „Viele Produktionsschritte wurden zudem ausgelagert, so dass Abhängigkeiten noch komplexer wurden. Produzierende Firmen müssen deswegen jetzt ihre Wertschöpfungsketten überdenken und in eine weniger kosten- und mehr leistungsorientierte Produktionsplanung und -steuerung überführen.“ Um Wertschöpfungsketten auf ihre Resilienz hin neu zu bewerten, müssen sich Unternehmen zunächst einmal selbst Fragen stellen wie: Was wollen wir im eigenen Unternehmen herstellen, was geben wir bei Partnern in Auftrag? Welche Bauteile sollten wir trotz höherer Bestandskosten auf Lager haben, um im Krisenfall relativ schnell den Schalter umlegen zu können? Können bestimmte Produktionsschritte wieder ins eigene Haus zurückgeholt werden? Auch die Frage, ob sich Firmen vermehrt Lieferanten etwa im gemeinsamen Rechtsraum der EU suchen sollten, ist für Dr. Tobias Heinen, Mitgründer und Geschäftsführer von Grean GmbH, einer Ausgründung des Instituts für Fabrikanlagen und Logistik der Leibniz-Universität Hannover (IFA), berechtigt. Nicht zuletzt kann auch eine örtliche Nähe von Bedeutung sein, um den Lieferanten bei Bedarf kurzfristig aufzusuchen. „Die Entscheidung, die Prozesse vor allem kostenorientiert zu organisieren, muss zumindest in Teilen wieder rückgängig gemacht werden, um künftig unbeschadet durch Krisen zu kommen.“ Die Umstellungen auf eine resilientere, nachhaltigere Produktion mit ihren neuen Strukturen sollten zudem in der Produktionsplanung und -steuerung (PPS) des Unternehmens abgebildet werden. „PPS kann ein wichtiger Hebel sein, um sicherere Prozesse aufzubauen“, weiß Nyhuis. Die Produktionsplaner sind sich einig in der Beurteilung der aktuellen Lage: „Wir gehen derzeit durch ein Tal der Tränen. Es ist eine bittersüße Situation insofern, als nun die Zeit ist, um Hausaufgaben nachzuholen, die in der Boomphase liegengeblieben sind“, meint etwa Heinen. Und Nyhuis mahnt: „Eine nachhaltige Umstrukturierung und Agilisierung ist das Gebot der Stunde.“ www.wgp.de Studie deckt Schwachstellen in Lieferketten auf Mehr als jedes zweite Industrie-Unternehmen will die Zahl seiner Lieferanten vergrößern, um die Risiken breiter zu streuen. 40 % planen zudem eine stärkere Steuerung ihrer Partner in der Lieferkette. Das Ziel: mehr Stabilität erreichen und Lieferausfälle künftig vermeiden. Dies zeigen Ergebnisse der internationalen Studie „Neustart nach dem Shutdown 2020“. Die Unternehmensberatung Staufen AG hat dafür mehr als 730 Unternehmen aus Deutschland, USA, China, Brasilien, Mexiko, Schweiz, Italien, Polen sowie Central Eastern Europe befragt. Schwachstellen in den Lieferketten wurden im Zuge der COVID- 19-Pandemie gnadenlos aufgedeckt. 30 % der Unternehmen räumen größere Probleme mit ihrer Supply Chain ein. Als Reaktion auf die unterbrochenen Wertschöpfungsströme streben die Befragten über die Suche nach zusätzlichen Lieferanten und einer stärkeren Steuerung ihrer Lieferkette hinaus auch den Aufbau von Lagerbeständen (36 %) und eine größere Fertigungstiefe (26 %) an. „Der Weg aus der Krise führt über eine engere Zusammenarbeit. Es geht jetzt nicht darum, die Globalisierung wieder rückgängig zu machen. International vernetzte Lieferketten werden auch künftig die Produktion bis hin zur Distribution bestimmen. Die verschiedenen Prozesse werden künftig aber noch stärker aufeinander abgestimmt“, sagt Thomas Schlösser, Senior-Partner der Staufen AG. Entscheidend sei künftig vor allem die intelligente Steuerung aller teilnehmenden Partner in der Prozesskette, um Krisen möglichst reibungslos zu überstehen. Die Rekonfiguration von Supply- Chain-Netzwerken sollte dabei neu gedacht werden. „Der Weg führt von einer hierarchischen zu einer kooperativen Netzwerkstruktur“, so der Consultant. „Die netzartig verbundenen Lieferketten werden von einer steigenden Komplexität geprägt und auch bedroht. Dieses System lässt sich über das klassische Supply Chain Management nicht mehr sicher steuern. Die Folge: Es wird krisenanfällig. Der Ausweg aus diesem Dilemma ist eine ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette inklusive eines netzwerkorientierten Risikomanagements.“ www.staufen.ag 8 Der Betriebsleiter 06/2020 www.derbetriebsleiter.de

BGHM-Handlungshilfen zum Schutz vor Corona-Viren Das Corona-Virus hat großen Einfluss auf unseren Arbeitsalltag. Einige holz- und metallverarbeitende Betriebe stellt die Ansteckungsgefahr vor besondere Herausforderungen, da dort ein Wechsel ins Home-Office oftmals nicht möglich ist: beispielsweise in der Produktion oder in dringenden Fällen beim Kunden vor Ort. Daher stellt die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) Handlungshilfen für Unternehmensverantwortliche und Beschäftigte verschiedener Gewerbe zur Verfügung, die unter www.bghm.de/coronavirus/handlungshilfen heruntergeladen werden können. Bild: AdobeStock/Aldeca Productions www.bghm.de Neuer Tracer für betrieblichen Infektionsschutz Die Unternehmen Inform und SafeDrivePod bringen in Kooperation den CoronaTracer auf den deutschen Markt. Indem die Geräte Kontakte zwischen Mitarbeitern erfassen, können Unternehmen gezielt dem SARS-CoV- 2-Arbeitsschutzstandard nachkommen und Infektionsschutz gewährleisten, ohne pauschale Beschäftigungsverbote und Betriebsschließungen zu riskieren. CoronaTracer sind kleine, wartungsfreie Geräte etwa in der Größe einer Streichholzschachtel, die Mitarbeiter wie ihren Mitarbeiterausweis am Körper tragen. Sie zeichnen Annäherungen auf weniger als zwei Meter zwischen Mitarbeitern anonym und ohne GPS auf. Mit Hilfe der Geräte lassen sich bei Infektionsfällen die Kontaktpersonen der letzten zwei Wochen nachvollziehen und somit Gefährdungslagen beurteilen. www.corona-tracer.com Netzwerk zur Schaffung nachhaltiger und verlässlicher Lieferketten gestartet Unter dem Namen „Lötknecht“ geht ein regionales Netzwerk süddeutscher Fertigungsdienstleister an den Start, das sich zum Ziel gesetzt hat, Unternehmen, die in oder durch die Corona-Krise unter Verzögerungen oder Ausfällen ihrer Lieferkette leiden, eine regionale Alternative mit kurzen Wegen aufzuzeigen. Unternehmen, deren Kapazitäten nicht ausgelastet sind, können sich beteiligen. „Häufig sehen wir in der Praxis“, so Initiator Paul Keiler, „dass Lieferketten unnötig aufgebläht sind, weil einzelne Unternehmen nur einzelne Prozessschritte abbilden.“ Das sorge für sehr viel Aufwand auf Seiten der Kunden: Prozesskosten durch Einund Auslagern, Warendokumente, Wareneingangskontrollen, zudem unnötige Transportkosten und CO 2 -Belastung. „Ein sich selbst organisierendes Netzwerk ist da der deutlich nachhaltigere Ansatz“, verspricht Keiler. Regional ist für Keiler dabei nicht auf Deutschland beschränkt: „Wir haben über Jahre eingespielte Prozesse zu spezialisierten Unternehmen im Nachbarland Tschechien aufgebaut; darauf können wir uns auch jetzt verlassen.“ Lötknecht versteht sich auf Metall- und Kunststoffverarbeitung, Elektronikfertigung, Kabelkonfektion, Gerätebau, aber auch Konstruktion und Werkzeugbau. „Mit diesen Kompetenzen gehen wir proaktiv auf unsere Kunden zu“, erklärt Paul Keiler. www.LötKnecht.de #kommunikationgehtweiter #wirsindfürsieda sales@vfmz.de EA_Kommunikation_185x90mm_2020_04.indd 1 www.derbetriebsleiter.de Der Betriebsleiter 03.04.2020 06/2020 08:46:589

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