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Der Betriebsleiter 5/2020

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Der Betriebsleiter 5/2020

Wilfried

Wilfried Neuhaus-Galladé (links) im Kreise der Geschäftsführer der Landesgesellschaften des Hebezeugherstellers „WIR WOLLEN JEDEN TAG NOCH BESSER WERDEN“ Auf solch eine lange Firmengeschichte können in Deutschland nur wenige Maschinenbauer zurückblicken. Die Rede ist von der J.D. Neuhaus GmbH & Co. KG, deren Wurzeln bis ins Jahr 1745 zurückreichen. Was sind die Erfolgsgeheimnisse des heute in 7. Generation noch immer familiengeführten Hebezeugherstellers aus dem Ruhrgebiet? Darüber gibt Wilfried Neuhaus-Galladé, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, Auskunft. Herr Neuhaus-Galladé, 275 Jahre Industriegeschichte haben die Entwicklung Ihres Unternehmens geprägt. Was waren aus der Kenntnis der Historie heraus die wichtigsten Eckpfeiler der unternehmerischen respektive technologischen Entwicklung? Wilfried Neuhaus-Galladé: Das alles entscheidende Ereignis fand am 9. September 1745, unserem Gründungsdatum statt. An diesem Tag machte sich der Schmied Johann Diederich Conrad Neuhaus aus Heven auf den Weg zur Prüfungskommission der Sprockhövelschen Fabrick. Im Gepäck hatte er eine Holzschaftwinde, sein Meisterstück, das er der Kommission vorlegen wollte. Nach eingehender Prüfung dieser Winde wurde Neuhaus für würdig befunden, als Meister in die Sprockhövelsche Fabrick, eine Art Handelsgenossenschaft, aufgenommen zu werden. Zu den wichtigsten Abnehmern der Produkte zu jener Zeit zählten der aufstrebende Bergbau und das von ihm abhängige Transportgewerbe. Die Wege waren seinerzeit aber miserabel. Achsen- und Speichenbrüche der Kohlenkarren waren an der Tagesordnung. Um die Achsen beziehungsweise Räder zu wechseln, leisteten Neuhaus-Winden hilfreiche Dienste – und waren daher sehr gefragt. Ein weiteres Highlight lässt sich auf das Jahr 1952 datieren, als wir auf die Idee kamen, den bis dahin üblichen Handantrieb an Hebe- 32 Der Betriebsleiter 05/2020 www.derbetriebsleiter.de

SERIE INTRALOGISTIK 01 Mit den Druckluft-Hebezeugen der Profi-Serie hat sich das Unternehmen J.D. Neuhaus im Jahre 1966 neue Abnehmerbranchen erschlossen zeugen durch einen Druckluftmotor zu ersetzen. Dies war zunächst im Untertagebergbau eine höchst willkommene Erleichterung der schweren Arbeit. Denn mit unseren Druckluft-Hebezeugen konnten die Kumpel deutlich schneller und vor allem auch sicherer arbeiten. Luft macht keine Funken, wie wir immer sagen. Die Nutzung der Druckluft-Hebezeuge eliminierte also eine potenzielle Gefahrenquelle für Explosionen. Die folgenden Jahre belieferten wir fast ausschließlich den Bergbau, bis wir 1966 die ersten Druckluft-Hebezeuge der Profi-Serie für weitere Industriezweige auf den Markt brachten. Hierzu zählten zum Beispiel die chemische Industrie wie auch Werften, für die wir 1979 das weltweit erste Druckluft-Hebezeug mit einer Tragfähigkeit von 100 Tonnen bauten. Vor etwa zwei Jahren brachten wir dann die Hebezeuge der Mini-Serie auf den Markt: die ersten Hebezeuge mit NFC-Tag und Service-App. Wie haben sich die Veränderungen in Ihrer Kundenstruktur auf die Vertriebsorganisation ausgewirkt? Wilfried Neuhaus-Galladé: Meine erste Herausforderung bei meinem Eintritt in unser Unternehmen bestand in der Anpassung an den wirtschaftlichen Strukturwandel. Der einst wichtige Wirtschaftszweig, der deutsche Bergbau, verlor nach und nach an Bedeutung. Stattdessen rückten globale Märkte in den Fokus. Der Aufbau einer weltweiten Vertriebsorganisation mit Distributoren und Tochtergesellschaften in den USA, Frankreich, Großbritannien und Singapur steigerte den Exportanteil im Laufe der Jahre auf heute mehr als 80 Prozent. In einer vernetzten und globalen Welt besteht die Anforderung für uns, als eine einheitliche Firmengruppe gegenüber unseren Kunden aufzutreten. Die Einführung eines zentralen und gruppenweiten Customer-Relationship-Management-Systems stellt sicher, dass jeder JDN-Vertriebsmitarbeiter unsere Kunden überall auf der Welt kennt. Außerdem arbeiten wir weltweit mit Distributoren zusammen, die uns in vielen Märkten Türen öffnen und somit für eine hohe Reichweite sorgen. Seit der Firmengründung durch Johann Diederich Conrad Neuhaus im Jahre 1745 ist das Unternehmen jetzt in 7. Generation im Familienbesitz und gehört damit zu den ältesten noch in Gründerhand befindlichen Maschinenbauunternehmen in Deutschland. Was sind die Geheimisse des Erfolgs? Wilfried Neuhaus-Galladé: Ich glaube, das Geheimnis unseres Erfolgs liegt darin begründet, dass wir uns in jeder Generation nicht mit dem Erreichten zufriedengeben, sondern unaufhörlich weiterdenken, immer noch besser werden wollen. Wir wollen fortschrittlich und innovativ sein. Dazu trugen und tragen stets auch die Mitarbeiter bei, die diesen Weg mit uns gehen. In jeder Generation waren die Herausforderungen unterschiedlich, doch die Wertevorstellung jeder Generation sind und werden in Zukunft die gleichen sein. Unsere Mitarbeiter tragen diese Werte in jedes Hebezeug hinein, genau so trägt die Familie die Werte weiter in jede Generation. Auf der Website Ihres Unternehmens definieren Sie als Markenversprechen „275 years of excellence“. Ein hoher Anspruch. Wie erfüllen Sie diesen? Wilfried Neuhaus-Galladé: Wir verstehen dieses Markenversprechen mehr als ein ständiges Streben nach Exzellenz. Dabei spielen unsere Werte eine essentielle Rolle. Unsere drei Wertepaare Tradition & Innovation, Performance & Langlebigkeit sowie Partnerschaftlichkeit & Leidenschaft setzen den Grundstein für unser tägliches Handeln. Das Management und alle Mitarbeiter streben danach, sich jeden Tag zu verbessern. Eindeutig definierte Feedback-Schleifen und eine möglichst effiziente Kommunikationsstruktur unterstützen uns bei diesem Ansinnen. Strategien wie just in time oder das Pull-System haben nicht nur Einfluss auf unsere Produktion, sondern auch auf den Vertrieb oder den Einkauf. Wir sind davon überzeugt, dass Methoden wie Kanban nur dann ihren vollen Nutzen entfalten, wenn die Werte und die Systeme klar definiert und kommuniziert werden. Diese ganzheitliche Sicht auf das Streben nach Exzellenz hat uns in den vergangenen Jahren zu dem Unternehmen gemacht, das wir heute sind. Daher haben wir uns im Rahmen unseres 275. Firmenjubiläums von unserem Markenversprechen „engineered for extremes“ gelöst und das beschriebene Streben nach permanenter Exzellenz in unsere Marke eingefügt. Durch welche Merkmale zeichnet sich die JDN-Unternehmenskultur aus? Wilfried Neuhaus-Galladé: Zur Beantwortung Ihrer Frage möchte ich auf den soeben bereits skizzierten „JDN-Weg“ verweisen – und hier speziell auf das Thema Partnerschaftlichkeit. In unserer Organisation begegnen wir uns alle auf Augenhöhe. Nur durch BEGLEITET J.D. NEUHAUS-JUBILÄUM Das Unternehmen J.D. Neuhaus kann auf eine lange Historie zurückblicken. Dem Anlass angemessen begleitet die Redaktion unserer Schwesterzeitschrift f+h dieses Ereignis über das ganze Jahr. In der vor Ihnen liegenden Ausgabe gewährt Wilfried Neuhaus-Galladé, geschäftsführender Gesellschafter der J.D. Neuhaus GmbH & Co. KG, einen Einblick in die Erfolgsgeheimisse des Hebezeugherstellers. In der Juni-Ausgabe widmen wir uns dann ausführlich der JDN-Arbeitskultur. www.derbetriebsleiter.de Der Betriebsleiter 05/2020 33

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