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Der Betriebsleiter 3/2016

Der Betriebsleiter 3/2016

01 02 Transparenz

01 02 Transparenz motiviert Mit Hilfe von MES-Software die Produktivität steigern – und die Mitarbeiter dabei mitnehmen Beim Streben nach mehr Effizienz und Produktivität scheitern viele Fertigungsunternehmen an der geringen Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie es der Komponentenund Systemlieferant Argo-Hytos geschafft hat, sich im Rahmen der Einführung eines integrierten Manufacturing Execution Systems (MES) die volle Unterstützung der Mitarbeiter zu sichern. Bereits im Jahr 2012 führte Argo-Hytos das integrierte Manufacturing Execution Systems (MES) Hydra von MPDV zur Steigerung der Transparenz in der mechanischen Fertigung am Standort Kraichtal- Menzingen ein. Die Erfassung und Analyse von Maschinenstillständen sollte zu neuen Erkenntnissen und in Folge daraus zu einer Verbesserung der Effizienz führen. Zunächst implementierte Argo-Hytos die Hydra-Module Betriebs- und Maschinendaten sowie den Leitstand zur Auftragsfeinplanung. Die Verknüpfung dieser drei MES- Module ermöglicht sowohl die Auswertung der bereits gelaufenen Aufträge inkl. Rückmeldung der verdichteten Daten an das führende SAP-ERP-System als auch eine Optimierung der Maschinenbelegung. Dabei erfolgt die Verteilung der Aufträge auf die einzelnen Maschinen weitestgehend automatisch und basiert auf den Vorgaben (z. B. Maschinengruppe, Ecktermine, …) aus dem ERP. In der Fertigung melden die Werker die vorgegebenen Aufträge an und signalisieren dem MES dadurch die Zugehörigkeit der anschließend erfassten Daten. CNC-Bearbeitungszentren wie auch Faltmaschinen und Montageeinheiten liefern automatisch und regelmäßig Zeiten, Status und Mengen – das sorgt für die nötige Transparenz. Große Monitore in der Fertigung visualisieren die erfassten Informationen auch für die Mitarbeiter. Smarte Funktionen erleichtern den Alltag Teils noch in der Implementierungsphase, teils erst während der Nutzung erkannte Argo-Hytos immer wieder nützliche Funktionen, die zur weiteren Vereinfachung bestehender Abläufe dienen können. Dafür zwei Beispiele aus der Praxis: MES unterstützt KVP Im Fokus Effizienz Sicherheit Nachhaltigkeit Um die Nachhaltigkeit der Verbesserungen sicherzustellen, betreibt Argo-Hytos eine zentrale KVP-Ecke. Dort informieren sich Mitarbeiter über die aktuelle Produktivität und beteiligen sich aktiv am kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP). Ein großer Vorteil ist dabei, dass die Daten für die dort ausgehängten Auswertungen und Diagramme größtenteils mit Hydra erfasst werden und somit kein zusätzlicher Aufwand entsteht. Das Wissen über die Kennzahlen (z. B. Nutzgrade, Erfüllung von Vorgabezeiten, Ausbringung, …) der vergangenen Schichten, Tage und Wochen gibt allen Mitarbeitern ein Gefühl für die eigene Leistungsfähigkeit und motiviert zudem, diese auszubauen. Auswertungen zu einzelnen Maschinen werden auch direkt neben den dort angebrachten MES-Terminals ausgehängt. „Mitarbeiter wollen wissen, wie es läuft“, erklärt Stech, „und mit den Daten aus Hydra können wir die geforderte Transparenz ganz einfach herstellen – ohne großen Aufwand.“ 32 Der Betriebsleiter 3/2016

SPECIAL I DATENMANAGEMENT 01 Direkt neben dem Hydra-Terminal sind Kennzahlen der vergangenen Schichten ausgehängt. Wichtige Ereignisse werden hier vom Mitarbeiter notiert 02 Gut sichtbare Großbildschirme zeigen den jeweils aktuellen Auftragsfortschritt 03 Jörg Stech, Chief Operating Officer bei der Argo-Hytos-Gruppe, erklärt die Auswertungen der Produktivität in der KVP-Ecke 03 n Immer, wenn an einer Maschine das Material ausgeht, setzt der dort tätige Werker den Maschinenstatus auf „Kein Material“. Dieser Status wird gleichzeitig auch bei einem Mitarbeiter der Intralogistik angezeigt. Auf Basis der Statusmeldungen aller Maschinen und der angezeigten Informationen über die aktuell laufenden Aufträge kann der Intralogistiker schnell auf Unterbrechungen dieser Art reagieren und diese gezielt durch Materialanlieferungen abstellen. n An vielen der an Hydra angebundenen Maschinen wird nach der Auftragsanmeldung automatisch eine Information zum produzierten Artikel angezeigt. Ein Foto dient dabei als Vergleichsmaterial. Somit können die Werker an der Maschinen schnell und intuitiv erkennen, ob alles in Ordnung ist. Bei Bedarf stehen weiterführende Informationen zum Artikel und zum Auftrag zur Verfügung. Erste Schritte zur Effizienzsteigerung Die Auswertungen der ersten Monate ergaben eine zu geringe Maschinenauslastung und zudem relativ lange Liege- und Wartezeiten. Durch eine optimierte Feinplanung erhoffte sich Jörg Stech, Chief Operation Officer der Argo-Hytos-Gruppe, das aktuelle Auftragsaufkommen mit dem gleichen Personalaufwand aber in kürzerer Zeit zu schaffen – in zwei statt bisher drei Schichten. Die durch den Erhalt aller Arbeitsplätze gestützte Motivation der Mitarbeiter sicherte gleich beim ersten Versuch den Erfolg. Vom Erfolg beflügelt führte Stech die Nachtschicht wieder ein – allerdings mit zusätz lichen Aufträgen. Da die beiden anderen Schichten mittlerweile eingeschwungen waren und mit dem neuen Auftragsvolumen zurechtkamen, konnte ein Teil der Mitarbeiter wieder abgezogen werden, um in der Nachtschicht zu arbeiten. Im Endeffekt waren alle mit dem Ergebnis zufrieden: die Mitarbeiter, weil kein Personal abgebaut wurde, die Geschäftsleitung, da nun mehr produziert werden kann, das Controlling, da dank Hydra aussagekräftige Kennzahlen zur Verfügung stehen und Jörg Stech, weil er seinem Unternehmen damit in Summe einen großen Dienst erwiesen hatte. MES im Dienste der Mitarbeiter In der nächsten Stufe erweiterte das Unternehmen den Funktionsumfang des MES um die Module Personalzeit, Zeitwirtschaft, Leistungs- und Prämienlohn sowie Zutrittskontrolle. Damit löst Argo-Hytos ein bereits vorhandenes PZE-System ab und konsolidiert die fertigungsnahe IT-Landschaft. Ohne händische Aufschreibungen stehen dank Hydra nun Auftragszeiten, Maschinenstatusmeldungen, Produktionsmengen und Anwesenheitszeiten der Mitarbeiter zur Verfügung. Daraus berechnet das MES dann für die jeweiligen Prämiengruppen die Werte für die leistungsorientierte Entlohnung. Dabei unterstützen einfache Funktionen des formelbasierten Leistungslohns eine exakte Abbildung der Betriebsvereinbarung. Hydra stellt somit sicher, dass jeder Mitarbeiter gemäß seiner Leistungen bzw. der Leistung seiner Prämiengruppe entlohnt wird. Dies wiederum führt zu mehr Motivation und letztendlich zu einem guten Betriebsklima. Des Weiteren sind papierlose Workflows z. B. für die Urlaubsbeantragung und ­genehmigung angedacht. Ziel ist es, aufwendige und bürokratische Abläufe zu verschlanken. Die Bedienbarkeit der Funktionen steht dabei immer im Vordergrund. Zudem wurde vor einiger Zeit auch die Zutrittskontrolle in Hydra integriert, so dass seither alle Zutritte und Zutrittsversuche im gleichen System protokolliert und ausgewertet werden. Ausblick: Internationale Erweiterung Bisher läuft Hydra im genannten Umfang bereits in Kraichtal-Menzigen und auch am tschechischen Standort Vrchlabi stabil. Insgesamt erfasst das MES dort die Daten von rund 45 Maschinen und stellt sie auf 15 Maschinenterminals sowie rund 20 Office Clients zielgruppengerecht dar. Zukünftig soll die gleiche Hydra-Instal lation in die Werke in Indien, USA, China und Polen ausgerollt werden. Dabei profitiert Argo-Hytos von den Erfahrungen, die beim erstmaligen „Jonglieren der Schichten“ gemacht wurden. Jörg Stech sieht den Rollouts also gelassen entgegen: „Durch die transparente Bereitstellung von Maschinen- und Auftragsdaten mit Hydra konnten wir unsere Performance nachhaltig steigern. Außerdem liefert uns das MES die Möglichkeit, gruppenweit standardisierte, operative Kennzahlen zu definieren, die weltweit auf den gleichen Grundsätzen basieren und in all unseren Niederlassungen Lean ange wendet und ausgerollt werden können.“ www.mpdv.com Der Betriebsleiter 3/2016 33

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