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Der Betriebsleiter 1/2018

Der Betriebsleiter 1/2018

FERTIGUNGSTECHNIK I

FERTIGUNGSTECHNIK I INTERVIEW Näher an der Realität Neue Norm für Luftfilterbewertung und -klassifizierung nimmt Fahrt auf Seit Januar 2017 ersetzt die neue Prüfnorm ISO 16890 zur Bewertung und Klassifizierung von Luftfiltern den bisherigen Standard EN 779, ab Mitte 2018 wird die ISO-Norm alleingültig. Welche Auswirkungen dies auf Anwender hat, darüber sprachen wir mit Dr. Marc Uhlig, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Clean Air Technik OHG. Herr Dr. Uhlig, was ändert sich mit der neuen Norm ISO 16890? Die ISO 16890 orientiert sich an den wesentlich höheren Feinstaub-Anforderungen der WHO. Die Filterabscheidegrade werden nun mit Blick auf die Feinstaubklassen PM1, PM2,5 und PM10 bestimmt. Ein wesentlicher Fortschritt der geänderten und umfangreicheren Filter- Prüfung nach neuer Norm besteht darin, dass sie insbesondere bei Taschen-und Kompaktfiltern deutlich mehr die realen Gegebenheiten abbildet. Da bei der EN 779 ein mittlerer Abscheidegrad nach Beladung mit einem synthetischen Prüfstaub errechnet wird, erhält man ein realitätsfernes Ergebnis. Bei der ISO 16890 hingegen wird der Abscheidegrad im Neuzustand und nach 24 h gemessen, daraus wird dann der mittlere Abscheidegrad errechnet, das Ergebnis entspricht dem realen Betriebsverhalten. Das Problem: Besonders hochwertige ISO-Taschenfilter ab ISO-Klasse ePM1 führen zu einer erheblich höheren Anfangs-Druckdifferenz. Es sei denn, die Taschenfilter sind ohne Vorfilterschicht ausgerüstet. Integrierte Vorfilterschichten z. B. ab G3 nach EN 779 aufwärts verlängern je nach Vorfilter-Dicke erheblich die Standzeiten bei zunehmenden Anfangs- Pascal. Eine vergleichbare Problematik gab es zuvor bei der EN 779 2012. Ein erheblich höherer Abscheide- bzw. Wirkungsgrad verursacht zunächst viel höhere Anfangswiderstände/Pa. Filtermedien mit z. B. kleineren Poren lassen weniger Luftstrom passieren. Die Filterflächen müssen erweitert werden z. B. durch erhöhte Taschenanzahl. Die Filterkonfiguration muss optimiert werden. Unter Umständen kann die Taschenlänge größer werden. Es ist absehbar, dass die Beschaffungskosten für Taschenfilter zunächst steigen werden. Wie müssen Anwender auf die neue Norm ISO 16890 reagieren? Filter nach der bisherigen Norm, insbesondere der EN 779 2002, werden noch für eine längere Übergangszeit zumindest bei Alt-Anlagen im Einsatz sein. Dort liegt es im Ermessen der Anwender, resp. Betreiber, welche Filterklasse oder Filterkombination übergangsweise zum Einsatz kommt. Für gewerbliche und kommunale RLT- und LüKK-Anlagen-Betreiber ist die ISO 16890 spätestens Mitte 2018 verbindlich anzuwenden. Die Umstellung auf ISO-Filter erfordert eine genaue Gesamtberechnung. Vor allem bei älteren Anlagenkonzepten ist der Aufwand zum Teil erheblich. In vielen Fällen sind Kompromisslösungen unumgänglich. Bei mehrstufigen Anlagen bieten sich zunächst übergangsweise auch Filterkombinationen an. Bei einer weiteren Anwendung oder Teilanwendung von Taschenfiltern der bisherigen EN 779 gehören diese Filter nunmehr der neuen ISO-Grobstaub COARSE Klasse an. Welche Vorteile bringt die neue Norm für den Anwender? Da die Feinstaubklassen PM1, PM2,5 und PM10 als Vergleichswerte herangezogen werden, können Anwender ihre Filter zielgerichteter auswählen und auf ihre individuellen Applikation abstimmen. In vielerlei Hinsicht sind die neuen Testverfahren anspruchsvoller als die der bestehenden Standards. Dies führt zu einer höheren Filterleistung, verbesserter Innenraumluftqualität und einem größeren Schutz der menschlichen Gesundheit. Das Klassifizierungssystem bezieht sich auf die Filterleistung bei drei verschiedenen Partikelgrößen. Wichtig ist, dass die kleinste der drei Partikelfraktionen – die sogenannte PM1 – die sehr feinen Partikel, die am ehesten dafür bekannt sind, sehr schädlich für die menschliche Gesundheit zu sein, am besten repräsentiert. Wie sieht es mit der Gültigkeit anderer Regelwerke und Normen aus? Die in Deutschland gültige „Hygiene Norm“, VDI 6022 mit aktuellen Änderungen im Zusammenhang mit gewerblichen Klima- Lüftungsanlagen hat nach wie vor Bestand. Die VDI 6022 limitiert ebenso die Standzeiten, insbesondere der Taschenfilter. Dies schließt auch Vorschriften, Regelwerke und entsprechende EN bzw. DIN Normen im selben Zusammenhang ein. Ähnlich lautende Anforderungen des HVBG z. B. die ASR 5, TRGS usw. sowie weitere deutsche und zum Teil europäische Richtlinien, Regelwerke, die nicht unbedingt einen Zusammenhang mit LüKK- und RLT-Anlagen haben, sind unabhängig gültig. www.clean-air-technik.de 20 Der Betriebsleiter 1-2/2018

FERTIGUNGSTECHNIK Metall-3D-Druck: Produktentwicklung mit Hilfe intelligenter Prüftechnik Auch im Metall-Bereich ist der 3D-Druck als innovative Fertigungsmethode für den Prototypenbau und Kleinstserien im Kommen. SLM Solutions setzt bei der Entwicklung und Ausarbeitung neuer Möglichkeiten im 3D-Metalldruck auf eine Prüfmaschine der Baureihe ProLine (Fmax 100 kN) von Zwick. Die Verfahren oder die Rezepturen, die SLM Solutions für den Druck verschiedenster metallischer Werkstoffe nutzt, unterliegen ständiger Weiterentwicklung. Parameter wie z. B. die Laserleistung, die Scangeschwindigkeit oder die Schichtdicke müssen perfekt auf das verarbeitete Metall, die „Tinte“ des Druckers, abgestimmt werden. Nach der Qualifizierung eines Parameters wird deshalb ein Zugversuch durchgeführt, um den Einfluss auf die geforderten mechanischen Kennwerte zu evaluieren. Dabei kommt eine Prüfmaschine der Baureihe ProLine von Zwick mit einer maximalen Prüfkraft von 100 kN zum Einsatz. Die dank der Prüfsoftware testXpert III schnell und sehr einfach zu bedienende Prüfmaschine erfüllt alle im Laborbetrieb gestellten Anforderungen. Optimal für Forschung & Entwicklung geeignet, bietet die Kombination aus ProLine und testXpert III intuitive Bedienung und einen logisch angelegten Workflow, von der Vorbereitung über die eigentliche Prüfung bis hin zur Ergebnisanalyse. Der klare Prüfablauf und die saubere Ergebnisausgabe unterstützen ideal die Dokumentation und damit die Perfektionierung der Prozessparameter und endgültigen Materialeigenschaften der gedruckten Bauteile. Der robuste Aufbau sorgt für hohe Prüfgenauigkeit und lange Haltbarkeit. www.zwick.de Funktionale Arbeitskleidung für Frauen Immer mehr Frauen arbeiten in Berufen, die lange als „typisch männlich“ galten. Sie brauchen die gleiche funktionale Kleidung wie ihre männlichen Kollegen, aber andere Größen und Schnitte. Der Anbieter für Mietkleidung Mewa reagiert auf diesen Bedarf mit einer funktionalen Kleidung für Frauen. „Frauen einfach in Herrenmodelle zu stecken, ist keine Lösung. Sie haben eine andere Anatomie und benötigen eine angepasste Schnittführung. Nur so ist die Kleidung funktional und vor allen Dingen angenehm zu tragen“, erklärt Silvia Mertens, Leitung Produktmanagement bei Mewa. Der Textildienstleister hat seine Kollektion Mewa Dynamic um Bundjacken und Bundhosen für Frauen erweitert. Weitere Artikel sind in Planung. Das Outfit zeichnet sich durch eine besonders große Bewegungsfreiheit aus, verfügt über viele funktionale Details, zahlreiche Taschen und Stauraum für Kleinteile. Optisch erinnert das Design an Outdoor-Kleidung. „Wir haben eine erfolgreiche Kollektion erweitert, denn so kann ein Betrieb nun alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im gleichen Look ausstatten und der einheitliche Firmenauftritt bleibt gewahrt“, sagt Silvia Mertens. Die Kleidung für Damen bietet Mewa im Full-Service an: Bringen, holen, waschen, instandhalten der Kleidung gehören dazu. www.mewa.de Digitales Dokumenten-Management Mit DMF Industry Solution beantwortet der IT-Lösungsanbieter Kutzner den wachsenden Bedarf an speziell auf Fertigungsbetriebe zugeschnittenen, digitalen Dokumenten-Management- Systemen. Dieser Bedarf ergibt sich aus der Notwendigkeit, zunehmende Datenmengen zu managen, Datenströme zu lenken und Informationen zentral so abzuspeichern, dass Mitarbeiter abteilungsübergreifend Zugriff haben. Die Lösung forciert so eine stringente Digitalisierung aller Dokumente aus der Fertigung sowie den kaufmännischen und verwaltenden Bereichen – revisionssicher und gesetzeskonform. Dabei steht DMF für „Digital Machine File“, da die Lösung die Anlage digitaler Maschinenakten mit allen zu einer Maschine gehörenden Dokumenten zum Ziel hat. Diese digitalen Maschinenakten sind mit einem Berechtigungssystem ausgestattet, zu 100 % auslesbar und halten Dokumente im standardisierten Format für Langzeitarchivierung PDF/A vor. www.kutzner-beratung.com Starter-Kit für Condition Monitoring Zur frühzeitigen Identifizierung von Wälzlagerschäden dient die Schallemissionsprüfung mit Hochgeschwindigkeits-Datenerfassung, für die bei Acceed jetzt ein kosteneffizientes Starter-Kit erhältlich ist. Das Starter-Kit des Herstellers Adlink besteht aus einem Beschleunigungssensor mit Haltemagnet und 3 m Anschlusskabel, dem Datenerfassungsmodul USB-2405 (24 Bit, 4 Kanäle) und der grafischen Auswertesoftware Phoenix GM Lite. Das Kit ist betriebsfertig und benötigt zum mobilen Einsatz im Feld nur noch ein Laptop für die Software und das USB-Kabel für die Daten- und Stromverbindung. www.acceed.net 3D-Druck clever integriert Maschinen für die additiven Verfahren Laser Metal Fusion (LMF) und Laser Metal Deposition (LMD) gibt es von Trumpf. Die Truprint 1000 ist eine kompakte, universelle LMF-Anlage, die Bauteile bis 100 mm Durchmesser und 100 mm Höhe herstellen kann. Auf die Industrialisierung der additiven Fertigung ausgelegt ist die Truprint 3000. Mit einem 500-W-Laser ausgestattet kann sie Bauteile bis 300 mm Durchmesser und 400 mm Höhe generieren und berücksichtigt, im Sinne von Industrie 4.0, auch die vor- und nachgelagerten Arbeitsschritte. Beim LMD-Paket des Herstellers erzeugt der Laser auf der Bauteiloberfläche ein Schmelzbad, in das durch eine Düse Metallpulver eingebracht wird. Dadurch entstehen miteinander verschweißte Raupen, die Strukturen an bestehenden Grundkörpern oder ganze Bauteile ergeben. Während LMD bisher meist beim Aufbringen von Verschleißschutzschichten und Reparaturen zum Einsatz kam, wird es heute auch dafür genutzt, Bauteile komplett neu aufzubauen. www.trumpf.com Der Betriebsleiter 1-2/2018 21

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